Berliner Selbstverständnis

Saisonauftakt in Köln! In Teil eins des Mega-Wochenendes bei den Haien zum Start in die neue PENNY DEL-Saison waren die Eisbären Berlin zu Gast. Wie sich zeigte, eine Nummer zu groß für das Team von Kari Jalonen – noch. 

Vorschau

In der 56. Spielminute schallt ein „Deutscher Meister EHC“ durch die LANXESS arena. Ob das eine Ankündigung oder eine verspätete Feier des Berliner Anhangs war, ist nicht klar zu deuten – das Selbstvertrauen in der Hauptstadt ist zu Saisonbeginn aber zweifellos bereits auf dem Höhepunkt angekommen. Während des Gesangs schießt Liam Kirk seinen DEL-Premierentreffer und stellt auf 1:5. Zu diesem Zeitpunkt fällt das Ergebnis etwas zu hoch aus, insgesamt geht der Sieg der Eisbären aber zweifellos in Ordnung – und die Grundlage dafür wurde im ersten Drittel gelegt.

Berlin ist ein ekliges Team. Und das schreibe ich mit voller Anerkennung. Die Haie starteten mit einer Mega-Einlaufshow und einer Menge Euphorie in die neue Spielzeit. Wie man dieses Feuer am besten löscht? Indem man nervt. Hier mal ein kleiner Stockschlag, da mal ein Trash Talk und gerne auch ein kleines Haken an den Handschuh. Alles gerade noch im Rahmen des Erlaubten, denn schnell erkannten die Gäste die recht lockere Leine des Schiedsrichter-Gespanns. Es sind diese kleinen Dinge, die den Haien bereits früh den Spaß am Spiel nahmen und später dafür sorgten, dass einige Heimfans in eben jener 56. Minute kopfschüttelnd die Arena verließen. 

Berlin hat eine Winning Mentality, das zieht sich vom angeschlagenen Ty Ronning, der auf den Presseplätzen brav die Statistik führt, bis hin zu Co-Trainer André Rankel, der sein Team nach jedem guten Shift abklopfend auf der Bank empfängt. Über den Sommer scheint Eric Hördler einen weiteren Schritt gemacht zu haben und bildete mit Tiffels und Fontaine eine brandgefährliche dritte (!) Sturmreihe. Dazu kommt mit Maxim Schäfer das Debüt eines hochtalentierten 17-Jährigen, der in der bisherigen DNL-Saison auf elf Pünktchen in drei Spielen kommt – auch in der PENNY DEL fiel er nicht negativ auf. Es ist genau diese Qualität in der Breite und Spitze, die Berlin wieder zum Meister-Favoriten Nummer eins macht.

Am morgigen Sonntag bekomme ich einen ersten Eindruck von den Adlern aus Mannheim, die den Titel „Meisterfavorit Nummer eins“ auch gerne selbst innehätten. Klar ist: Köln wird aus den kleinen Fehlerchen lernen, die an Spieltag eins gegen ein Team mit deutlich mehr Wettkampf-Praxis auch absolut verzeihlich sind. Klar ist aber: Nick Bailens ausgeprägter Offensivdrang sollte bis dahin etwas zurückgeschraubt sein, denn Justin Schütz´ Oberschenkel sind zwar massiv, können Backchecks wie am gestrigen Abend aber wohl auch nicht immer auffangen. Schütz für die Haie sicherlich einer der besten Akteure zum Auftakt – auch in der Arena ist er ein absoluter Fanliebling.

Marco Münzenberger könnte sich ähnlich entwickeln. Der großgewachsene Youngster durfte gestern etwas überraschend in Reihe drei ran und stellt den 2:6-Enstand mit einem schönen Move her. Die Rückfrage zu ihm von Tobias Bonk (Sharkbite) auf der Pressekonferenz sorgte auch für das einzige Lächeln in Jalonens Gesicht. Bei Serge Aubin blieb genau diese freudige Regung aus. Der Eisbären-Übungsleiter hätte das Spiel auch gut und gerne 0:10 verloren haben können. Aber gefeiert werden kann in Berlin dann ja vielleicht wieder im Mai. Bis dahin fließt noch viel Wasser den Rhein hinunter. 
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Simon Rentel