Eisblog Inside: Nürnberg Ice Tigers-Edition mit Max
Der Oktober verlangte den Nürnberg Ice Tigers und ihren Fans einiges ab. Zehn Spiele in 31 Tagen – ein Mammutprogramm, das zur Achterbahnfahrt der Gefühle geriet. Auf einen verheißungsvollen Saisonauftakt folgte zunächst eine Durststrecke: Gleich fünf Niederlagen in Folge zu Monatsbeginn sorgten für Ernüchterung. Die Tigers kassierten zum Teil deutliche Schlappen – etwa das 1:5 im Heimspiel gegen die Adler Mannheim oder das 4:7 in Ingolstadt als eine 3:1-Führung aus den Händen gegeben wurde. Selbst knappe Duelle wie das 2:3 gegen München und das 2:3 bei den Eisbären Berlin endeten ohne Happy End. Zu leichtfertig wurden Führungen verspielt, zu oft luden individuelle Fehler die Gegner zu Toren ein. Die Stimmung drohte nach diesem Fehlstart in den Oktober zu kippen, zumal das Verletzungspech weiterhin am Team nagte.

(Foto: City-Press)
Doch die Ice Tigers bewiesen Moral und kämpften sich eindrucksvoll zurück. Am 19. Oktober brach das Team den Bann und feierte im Heimspiel gegen Bremerhaven einen dramatischen 4:3-Erfolg – was für ein Krimi! Die Franken führten lange Zeit mit 2:0, gerieten dann jedoch im Schlussdrittel 2:3 in Rückstand. Angetrieben vom eigenen Publikum warfen sie in den letzten Minuten alles nach vorne. Fünf Minuten vor dem Ende markierte Cole Maier mit einem frechen Bauerntrick den Ausgleich – die PSD Bank Nürnberg Arena bebte. Und 24 Sekunden vor der Schlusssirene gelang Thomas Heigl tatsächlich noch der Siegtreffer. Die Erleichterung war riesig: Der Jubel der Mannschaft und der Fans zeigte, wie wichtig dieser Last-Second-Sieg für die Moral war. Endlich wieder drei Punkte – und das auf denkbar aufregende Weise.
Dieser Erfolg wirkte wie ein Befreiungsschlag. Zwar folgte kurz darauf mit dem 2:5 in Schwenningen ein erneuter Rückschlag – eine Niederlage, die noch einmal weh tat. Aber das Team ließ sich davon nicht aus der Bahn werfen. Zwei Tage später präsentierten sich die Ice Tigers wieder fokussiert und bissig: Gegen die Iserlohn Roosters erkämpfte Nürnberg einen hart verdienten 2:1-Heimsieg. In dieser umkämpften Partie stand vor allem die Defensive sicher; Torhüter Niklas Treutle parierte in kritischen Phasen stark und die Mannschaft verteidigte den knappen Vorsprung mit viel Einsatz bis zum Ende. Dieser Sieg zeigte, dass die Tigers auch enge Spiele für sich entscheiden können.
Den vorläufigen Höhepunkt ihres Oktober-Hochs erreichten die Tigers dann auswärts in Dresden. Bei den neu in die Liga gekommenen Eislöwen dominierte Nürnberg über weite Strecken und gewann klar mit 5:1. Endlich lief auch offensiv wieder alles zusammen: Die Ice Tigers kombinierten zielstrebig, nutzten ihre Chancen konsequent und ließen hinten kaum etwas anbrennen. Man merkte dem Team an, dass das Selbstvertrauen nach den jüngsten Erfolgen zurückgekehrt war. Plötzlich funktionierten Passstaffetten, Zweikämpfe wurden gewonnen, und selbst in Unterzahl agierte man konzentrierter. Es war ein Auswärtssieg der Kategorie „überzeugend“ – und ein wichtiges Signal, dass Nürnberg trotz aller Rückschläge nicht zu unterschätzen ist.
Zum Monatsabschluss wartete mit den Straubing Tigers ausgerechnet eines der aktuell „heißesten“ Teams in eigener Halle. Nürnberg stemmte sich beim Red Party Mottospieltag leidenschaftlich gegen den späteren Tabellenführer und lieferte einen beherzten Fight. Zwischenzeitlich lag man im Derby sogar in Führung, doch am Ende mussten sich die Ice Tigers mit 3:5 geschlagen geben. Straubings Kaltschnäuzigkeit, individuelle Klasse und viele fragwürdige Schiedsrichter Entscheidungen gaben den Ausschlag in einem Spiel, das enger war, als es das Ergebnis vermuten lässt. Trotz der Niederlage konnten die Nürnberger mit erhobenem Kopf vom Eis gehen – sie hatten dem Liga-Primus alles abverlangt und sich teuer verkauft.
Insgesamt holte Nürnberg in diesen zehn Oktober-Partien 9 Punkte – ein Wert, der aufgrund der Verletzten Misere aber durchaus zu erklären ist. Dennoch: Anstatt im Tabellenkeller festzustecken, behaupteten sich die Ice Tigers im Kampf um die Pre-Playoff-Plätze. Woran lag’s? Vor allem an der Offensivfreude und dem unbedingten Willen des Teams. Nürnberg präsentiert sich weiterhin als Einheit mit viel Herz und Moral, die niemals aufgibt. Bestes Beispiel: das Comeback gegen Bremerhaven, das der Mannschaft eindrucksvoll gezeigt hat, wozu sie in der Lage ist, wenn sie bis zur letzten Sekunde an sich glaubt.
Ein Blick auf die Einzelspieler untermauert den positiven Trend: Evan Barratt zieht im Angriff unermüdlich die Fäden. Der US-Amerikaner glänzte im Oktober weniger als Vollstrecker, dafür umso mehr als Vorlagengeber. Seine Übersicht und Passgenauigkeit bescherten ihm eine beeindruckende Assist-Ausbeute – immer wieder bereitete Barratt mit viel Auge Treffer vor und ist mittlerweile das kreative Herzstück des Nürnberger Angriffs. Thomas Heigl erweist sich als echter Glücksfall: Der junge Stürmer traf bereits zum Saisonauftakt und knüpfte im Oktober daran an. Mit insgesamt sieben Saisontoren, darunter dem Last-Minute-Siegtor gegen Bremerhaven, hat er sich als wichtiger Scorer etabliert und zeigt eine erstaunliche Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor. Auch Cole Maier und Samuel Dove-McFalls bleiben feste Größen im Offensivspiel. Maier, mit seinem energischen Zug zum Tor, sorgte immer wieder für Gefahr – sein Wille, auch im Gegnerslot dorthin zu gehen, wo es weh tut, zahlte sich aus. Dove-McFalls wiederum bewies seinen Riecher als Torjäger und markierte im Oktober weitere Treffer, sodass er aktuell der beste Goalgetter des Teams ist. Zudem überzeugt er in Unterzahl und beim Forechecking mit unermüdlichem Einsatz.
Hervorzuheben ist auch Brett Murray, der als Nachverpflichtung im Oktober zum Team stieß. Der 1,95 m große Kanadier kam, sah und traf: Gleich in seinem zweiten Spiel erzielte er sein ersten beide Tore im Ice-Tigers-Trikot, als er gegen Bremerhaven gleich zwei Schüssen unhaltbar abfälschte. Murray bringt körperliche Präsenz und Zug zum Tor ins Spiel – genau das, was nach dem Ausfall von Top-Center Will Graber gebraucht wurde. Graber wird nach seiner schweren Sprunggelenksverletzung noch lange fehlen, doch Murray konnte die entstandene Lücke bereits etwas verkleinern. Luis Üffing, der kurzfristig verpflichtet wurde, stand ebenfalls regelmäßig im Aufgebot. Auch wenn der junge Stürmer offensiv noch nicht groß in Erscheinung trat, arbeitet er viel und entlastet die dezimierte Offensive mit solider Defensivarbeit.
Die Verletzungssorgen blieben den Ice Tigers nämlich auch im Oktober treu. Neben Graber fehlten zwischenzeitlich mit Timo Bakos (Knieverletzung), Jake Ustorf (Gehirnerschütterung), Josef Eham (Schulterverletzung), Cole Maier (Handverletzung) und Eugen Alanov (unbekannt) gleich 6 Spieler. Zumindest Eham und Ustorf konnten Ende Oktober wieder ins Team zurückkehren.
Die Torhüterposition war im Oktober ein kleines Kapitel für sich. Neuzugang Evan Fitzpatrick erwischte nach seinem glänzenden Debüt im September nun schwierigere Abende. In Spielen wie Ingolstadt stand er unter Dauerbeschuss, und nicht jede Scheibe konnte er festhalten. In jenem Spiel zog sich Fitzpatrick dann eine nicht bekannte Verletzung zu, was ihn in den letzten 5 Spielen im Oktober zum zuschauen Zwang. Niklas Treutle übernahm und überzeugte mit starken Leistungen. Spätestens jetzt sollte der Kampf um den Starter Job im Nürnberger Tor neu eröffnet sein.
Mit Oktober geht ein Monat zu Ende, der alles bot: bittere Niederlagen, torreiche Schlagabtäusche, nervenaufreibende Comebacks und am Ende doch einen versöhnlichen Aufschwung. Die Nürnberg Ice Tigers stehen nach diesem Auf und Ab nicht im Tabellenkeller, sondern mischen im Mittelfeld mit. Der Playoff-Zug ist längst nicht abgefahren – im Gegenteil, die Mannschaft hat gezeigt, dass sie das Potenzial hat, sich in den Top Ten festzusetzen. Dieses Team ist immer für Highlights gut, und die Moral innerhalb des Teams scheint intakt. Ehrlich, bodenständig und kämpferisch – so präsentierten sich die Ice Tigers im Oktober. Gerade diese Eigenschaften könnten im weiteren Saisonverlauf den Ausschlag geben.
Der kommende Monat wird zeigen, wohin die Reise geht. Wenn Nürnberg an die Leistungssteigerung der zweiten Oktober-Hälfte anknüpfen kann, ist vieles möglich. Wichtig wird sein, die verletzten Spieler nach und nach zurückzubekommen – und die Konzentration über volle 60 Minuten hochzuhalten. Die Liga ist ausgeglichen, jeder Punkt zählt. Aber eines haben die letzten Wochen bewiesen: Diese Ice Tigers haben Herz und können jeder Mannschaft der Liga gefährlich werden. Die Fans honorieren das – trotz mancher Enttäuschung stehen sie weiter treu hinter ihrem Team. Und wer gesehen hat, wie das Team nach Schlusssirene gemeinsam mit den Anhängern den Sieg gegen Bremerhaven gefeiert hat, der weiß: In Nürnberg wächst da gerade etwas Zusammen. Die Saison ist noch lang, und es bleibt spannend, wohin der Weg der Ice Tigers führt – doch der Oktober hat schon jetzt gezeigt, dass mit den fränkischen Raubkatzen jederzeit zu rechnen ist.





