Rekordsaison für die Eisbären Berlin?
Die Liste der beeindruckenden Statistiken bei den Hauptständern ist - nach gut einem Drittel der Saison - lang. 16 Siege aus 19 Spielen, nur eine Niederlage nach 60 Minuten, die meisten geschossenen Tore (79) und das beste Powerplay (27,87 %) der Liga. Dazu kommen mit Gabriel Fontaine (12 Tore) und Ty Ronning (11 Tore) die beiden besten Torschützen der PENNY DEL.
(Foto: City-Press)
Die Eisbären Berlin begeistern ihre Fans und lassen den Rest der Liga in dieser Saison ein ums andere Mal staunend zurück. Neben all den beeindruckenden Zahlen und Statistiken scheint jedoch allein der aktuelle Punkteschnitt der Berliner (2,42 Punkte pro Spiel) bereits rekordverdächtig. Zumindest, wenn die Eisbären diesen bis zum Saisonende so beibehalten können. Dann nämlich würde man die Hauptrunde mit 125 Punkten beenden und den selbst aufgestellten Rekord aus der Saison 2009/2010 (123 Hauptrundenpunkte) knacken können.
Die Vorzeichen dafür stehen jedenfalls nicht schlecht.
Stephane Richer, veränderte den Kader im Vergleich zur Vorsaison nur punktuell, hielt den deutschen Kern zusammen und schaffte es über die freigewordenen Ausländerlizenzen, die richtigen Impulse zu setzen. Er verpflichtete Spieler wie beispielsweise Fontaine, Kirk, Reinke und Niemeläinen, welche in Berlin perfekt einschlugen. Gleichzeitig kann man sich weiter über die Dienste von Trainer Serge Aubin freuen, der nicht nur taktisch, sondern auch menschlich ein wahrer Glücksfall für die Eisbären ist. So kann man durchaus sagen, dass er die Eisbären, vor allem in den (wenn auch wenigen) schweren Momenten einer Saison, zusammenhält und offenbar immer die richtigen Worte findet um die Mannschaft aus einer Krise zu holen. Die richtigen Worte findet der Trainer offenbar auch für Spieler, die aus dem Line-Up gestrichen werden. Unruhen, ausgehend von überzähligen Spielern, welche von der Tribüne aus zuschauen müssen, gibt es nicht oder gelangen zumindest in keiner Weise an die Öffentlichkeit. Der Charakter der Mannschaft stimmt!
Apropos Charakter! Möglicherweise ist es subjektive Wahrnehmung, doch kein Spieler ist mir persönlich in den letzten Jahren so auffällig natürlich gut gelaunt, motiviert und mit so viel Spaß bei der Arbeit, aufgefallen wie Ty Ronning. Beobachtet man den 27-jährigen Stürmer auf und abseits des Eises dürfte es wohl niemanden wundern, wieso er in kürzester Zeit einer der beliebtesten Spieler in Berlin geworden ist. Der Junge hat die Eisbären-DNA nicht nur eingeatmet. Er hat sie inhaliert, bis jede Zelle seines Körpers laut "Dynamo" geschrien hat.
Trotzdem, dass Ronning, immer ein Lachen auf den Lippen und ein Zwinkern für die beim Warm-Up an der Bande stehenden Fans übrig hat, zeigt die Nummer 9 auf dem Eis immer den absoluten Ehrgeiz, jedes Spiel gewinnen zu wollen und geht mit der nötigen Arbeitsmoral voran. Das bringt Erfolg. Und 1,64 Punkte pro Spiel. Mehr muss an dieser Stelle zu seiner Leistung glaube ich nicht gesagt werden.
Aber es bleibt auch zu sagen, dass Ty Ronning bei weitem nicht der einzige Vorzeigeprofi der Berliner ist. Am Ende des Tages kämpft in Berlin jeder einzelne Spieler für jeden einzelnen anderen Spieler.
Und alle zusammen kämpfen für Tobi Eder.
Im Gegensatz zur Erkrankung der Nummer 22 dürfte die mögliche Rekordsaison - zumindest offiziell - kein großes Thema in der Kabine sein.
Denn am Ende zählen nicht die ersten 16 Siege in einer Saison, sondern viel mehr die letzten 12. Und diese sollten selbstverständlich in den Playoffs erzielt werden.
Dass diese aber auch mit einer Rekordsaison kein Selbstläufer werden, wird Co-Trainer André Rankel am besten wissen und seine Schützlinge vermutlich regelmäßig daran erinnern. Er selbst stand beim zuletzt aufgestellten Hauptrundenrekord (2009/2010) für die Berliner auf dem Eis und half als zweitbester Scorer seines Teams eifrig mit, den Rekord aufzustellen. Nur um anschließend im Viertelfinale gegen Pre-Playoff-Teilnehmer und Achtplatzierten, Augsburg, das Titelrennen frühzeitig zu verlassen.
Es heißt also weiter, nur an das nächste Spiel zu denken. Das steht beim eng getakteten Spielplan des amtierenden Meisters und CHL-Viertelfinalisten direkt bevor. Schon heute Abend dürfen Ronning und Co. gegen Bremerhaven um die nächsten drei Punkte in der PENNY DEL kämpfen.
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Tim Reindl