Fünf Minuten wegen Meinung – DEL2
Könnt ihr glauben, dass ich gerade zur letzten Kolumne vor der Weihnachtszeit ansetze? Am Sonntag ist erster Advent und seit letztem Wochenende nebeln die Glühweinbuden bereits das Land ins besinnliche Koma. Genau jetzt beginnt der Wahnsinn im Eishockey. Jetzt beschleunigt er in die eigentlich entschleunigende Zeit hinein, wie ein Porsche 992 GT3 RS mit einem 18-jährigen TikTok-Millionär am Steuer – oder wie ich ihn nenne: „den Halbwilden“. Auch diese Woche war wieder alles zwischen schreidumm und schreigut dabei, was mir ordentlich Fleisch für die nächsten Zeilen liefert.
(Bild: JMD Photography)
Friss oder Stirb! Ach wärt ihr, liebe DEL2, doch nur einen Tag in unseren DM´s. Wir machen die Schatullen der Kommunikation oder Transparenz jetzt nicht wieder auf, ihr hört ja doch nicht zu. Der Verantwortung für Grenzüberschreitungen einiger Spieler, insbesondere nach Abpfiff, könnt ihr euch deswegen noch lang nicht entziehen. Ich persönlich halte eine „Geldstrafe für angemessen“ bei körperlichen Auseinandersetzungen, abseits der laufenden Spielzeit, durchaus für grenzwertig entschieden und da möchte ich das Maß der Härte noch nicht einmal mit einbeziehen. Mal ganz ehrlich, diese Linie lädt ja fast zum Begleichen der noch offenen Rechnung ein. Wie oft nahm ich den Strafzettel bei der Parkplatzsuche schon in Kauf, weil die Konsequenz daraus nicht immer hart genug war. Dieses Verhalten kann an- oder aberzogen werden und aktuell geht es in die falsche Richtung.
Zweiklassengesellschaft! Wir alle kennen die Linie nach den Plätzen eins bis sechs, wie auch die vorm Abstiegskampf, also Plätzen elf und schlechter. Spätestens seit dem letzten Wochenende gibt’s hinter dem Tabellenneunten – den Wölfen Freiburg – eine weitere Linie. Huh? Lasst euch das mal auf der Zunge zergehen. Die Breisgauer haben ganze elf Punkte Vorsprung auf den Zehnten. Die Teams aus Bad Nauheim, Selb, Weiden, Crimmitschau und Regensburg spielen – zumindest für den Moment - wohl noch nur ums letzte Pre-Playoff-Ticket. Ist es noch recht früh für diese Aussage, zumal ich oben die pickepacke volle Weihnachtszeit angesprochen habe? Ja! Aber elf Punkte sind halt genauso auch mindestens vier Spiele und das nur, wenn das besser platzierte Team all diese verliert und der Verfolger sie gewinnt. Merkt ihr selbst, oder?
Das betrifft uns alle! Auch zwischen Kuschelrock und Heavy Metal, liegt weniger als wir manchmal wahrhaben wollen. Die mitreißenden Auftritte der Oberliga Playoffs 2023/24 krönten die Blue Devils zum verdienten Aufsteiger. Eine Zeit, die sich für alle Beteiligten angefühlt haben muss, wie die sanften und gleichermaßen kraftvollen Hits eines Lenny Kravitz oder Elton John. Kein halbes Jahr später sind die Töne aus der Oberpfalz bedrohlich, laut und angsteinflößend. Der Standort kämpft nicht mehr nur in der Tabelle der DEL2 ums Überleben, vielmehr in einer gnadenlos kalten Welt des Geldes und durch diese dürfen wir sie nicht allein gehen lassen. Wir leben und lieben diesen Sport so sehr, weil wir – meiner Wahrnehmung nach anders als in anderen Sportarten – nur bei sportlichen Belangen die Farben in den Vordergrund stellen. Wir alle wissen, wie wichtig dieser Verein auch für mehr als 200 Kinder und Jugendliche, oder unzählige Mitarbeiter und Ehrenamtliche ist und für genau diese lohnt es sich zu kämpfen. Wir alle, ein weiteres Mal als Eishockeyfamilie.
Stoppt diese Woche jemand Krefeld? Halten Dresden, Landshut, Kaufbeuren oder Ravensburg weiter mit dem Spitzenduo schritt? Und was passiert im Keller? Irgendwann muss es doch eins der dort befindlichen Teams mal auf eine Erfolgswelle schaffen, oder? In Einer Woche sind wir schlauer.
-------
Erik Pannach