BELOHNT EUCH!

Jetzt sitze ich hier also. Nach nicht mal drei Stunden Schlaf mit einer Schale Nüsschen als Frühstück und einem Tee aus dem Adventskalender meiner Mum. Eine mäßige Lebenssituation, die durch die Vorfreude auf das heutige U20-WM-Spiel aber erhellt wird. 

Vorschau

(Foto: IMAGO - ZUMA Press - Adrian Wyld)

Team Deutschland steht bei der U20 WM nach drei Spielen mit null Punkten und 5:16-Toren da. „Sauhaufen!“ könnte man denken. Ist aber nicht so. Ich hole mal etwas aus: Schon bei der Konstellation der Gruppen erwischte der DEB ein hartes Los. USA, Kanada, Finnland und die nie zu unterschätzenden Letten sind die Gegner in einer Gruppenphase, in der der Letztplatzierte gegen den Abstieg kämpfen muss. In der anderen Gruppe tummeln sich Tschechien, Schweden, Kasachstan, die Schweiz und die Slowakei. Ohne despektierlich sein zu wollen: Bei den gezeigten Leistungen hätte Deutschland mit diesen Teams wohl keine Probleme gehabt, das Viertelfinale zu erreichen.

Nehmen wir das gestrige... äh... heutige... heutnachtige (?) – ach was weiß ich – Spiel gegen Kanada. Über die ersten 40 Minuten war Deutschland in allen Belangen gleichauf mit dem Mutterland des Eishockeys. Mit Körperspiel wurden die ohnehin schon etwas verunsicherten Kanadier weiter bearbeitet und so an den Rand ihrer Nerven getrieben. Besonders beeindruckt bei diesem Turnier Timo Ruckdäschel. Ein Stürmer, der bei den Grizzlys Wolfsburg pro Partie nur etwas über fünf Minuten spielen darf, aber eigentlich das Talent besitzt, ein würdiger Schinko-Nachfolger zu werden. Was wäre in Deutschland nur möglich, wenn Youngster mit diesem Format wirklich nachhaltig in die Clubs eingebunden werden würden?

Aber zurück zur WM. Deutschland steht nach jeweils 40 starken Minuten gegen die USA und Kanada und 60 super Minuten gegen Finnland dennoch mit dem Rücken zur Wand. Gegen Lettland muss heute ab 21.30 Uhr ein Dreier her – und selbst dann ist das Viertelfinale ob des letzten Gruppenspiels der Letten gegen Finnland noch nicht sicher (aber wahrscheinlich). Für mich stellen sich zwei große Fragen: Kann Deutschland das Spiel auch selbst gestalten und wie sieht es mit den Kraftreserven aus? Bei der bisherigen Spielanlage mache ich mir um Frage eins keine Sorgen. Vier Tore gegen die USA und auch gegen Kanada eigentlich nur am herausragenden Goalie Carter George gescheitert. Das offensive Potenzial ist vor allem in den beiden Topreihen um Sumpf und Lewandowski zweifellos vorhanden. Bei Frage zwei habe ich eher meine Bedenken. Gegen Kanada merkte man das Laktat im Schlussdrittel schon deutlich. Zu intensiv war die Spielweise in den Dritteln eins und zwei. Was die Beine rund 17 Stunden nach der Sirene eines solchen Spiels machen? Es heißt: Zähne zusammenbeißen! Ich habe Bock auf ein Viertelfinale gegen einen der Gegner aus Gruppe B – und sagt mir nicht, bei euch wäre es anders. Auf geht´s, Männer!
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Simon Rentel