Eisblog Inside: Nürnberg Ice Tigers-Edition mit Max

Der November war für die Ice Tigers ein Monat, der weniger von perfekten Bedingungen als von purer Entschlossenheit geprägt war. Die Liste der Ausfälle wurde länger statt kürzer, der Spielplan war eng getaktet und trotzdem wirkte Nürnberg in keiner Partie wie ein Team, das an der Belastungsgrenze kratzt. Im Gegenteil: Die Franken spielten, als wäre der schmale Kader ein Antrieb statt ein Handicap. Und genau das zog sich durch fast jede Begegnung.

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(Foto: City-Press)

Mannheim – ein historischer Sieg, der ein Ausrufezeichen setzte

Der 4:2-Sieg in Mannheim war mehr als ein guter Start - es war ein historischer Auswärtssieg nach 21 Niederlagen in Folge in Mannheim. Er war zudem ein Signal, dass die Ice Tigers trotz Personalnot nicht gewillt sind, Ausreden zu akzeptieren. Ein starker Auftritt über 60 Minuten, ein überragender Treutle dahinter – und vorne jene Effizienz, die man im Auswärtsspiel braucht. Nürnberg holte sich Selbstbewusstsein ab, das später im Monat nach der Deutschland-Cup-Pause Gold wert werden sollte.

Berlin – ein Punkt, der am Ende mehr verdient hätte

Zu Hause gegen die Eisbären zeigte das Team seinen Kern: Egal wie der Spielstand aussieht, Nürnberg bleibt dran. Der Rückstand im Mittelabschnitt hätte andere Mannschaften in dieser Phase der Saison zerlegt, Nürnberg nicht. Man fand Antworten, spielte konsequent nach vorne und Berlin rettetet sich kurz vor Schluss (mit teilweise sehr fraglichen Schiedsrichter-Entscheidungen) bis ins Penaltyschießen. Rein tabellarisch ein Punkt – emotional ein Beweis dafür, wie sehr diese Mannschaft daran glaubt, in jedem Moment zurückkommen zu können. In diesem Spiel hätten die Ice Tigers 3 Punkte verdient gehabt.

München – Niederlage, aber kein Rückschritt

Das 1:4 in München fiel klar aus, aber nicht verdient klar. Nürnberg hielt über weite Strecken dagegen, störte früh, arbeitete aggressiv – nur vorne fehlte diesmal der letzte Punch. München war effizienter, Nürnberg kämpferisch. Eine Niederlage, die nicht an der Haltung kratzte.

Bremerhaven – der Wendepunkt der Monatsmitte

Das 5:4 in Bremerhaven war eines dieser Spiele, die man später im Saisonrückblick als Schlüsselphase markiert. Hin und her, Druckphasen, Rückschläge – und Nürnberg mittendrin, ohne jemals die Kontrolle über seine Emotionen zu verlieren. Mehrere Führungswechsel, ein entschlossenes Finish, und am Ende drei Punkte, die sich wie ein Statement anfühlten: Diese Mannschaft lassen weder Spielverläufe noch Umstände kleinkriegen.

Frankfurt – einer der souveränsten Auftritte des Monats

Gegen die Löwen Frankfurt folgte ein 5:2, das die Entwicklung der Mannschaft perfekt spiegelte. Früh Druck gemacht, saubere Strukturen, hohes Tempo. Nürnberg dominierte über zwei Drittel klar, kaufte Frankfurt den Schneid ab und ließ, als es kurz kritisch wurde, keinen Funken Unsicherheit aufkommen. Ein verdienter Heimsieg, der zeigte, dass die Ice Tigers mit Selbstverständnis auftreten – trotz aller verletzungsbedingten Baustellen.

Schwenningen – der Punkt, der die Moral auf den Punkt brachte

Das 4:5 nach Penaltyschießen gegen Schwenningen ist eines der Spiele, das man jedem zeigen kann, der verstehen will, was die Ice Tigers im November ausgezeichnet hat. Nur neun Stürmer, sichtlich müde Beine – und trotzdem dieses brutale Nach-Vorne-Verteidigen bis zum Ausgleich in der Schlussphase. In Unterzahl, im dritten Drittel, mit dem Tank längst auf Reserve. Der Zusatzpunkt ging weg, aber der Charakter blieb hängen.

Augsburg – die wohl kompletteste Leistung

Beim 5:1 in Augsburg war Nürnberg schlicht reifer, schneller, klarer in den Aktionen. Kein wilder Schlagabtausch, keine dramatischen Szenen – sondern eine konzentrierte Mannschaft, die von Anfang an die bessere Struktur hatte und diese konsequent ausspielte. Ein Sieg, der zeigt, welches Niveau das Team erreichen kann, wenn die Grundordnung stimmt und der Kopf frei bleibt.

Ingolstadt – knapp dran, aber nicht belohnt

Das 3:5 gegen Ingolstadt zum Monatsende war enger als es die Statistik hergibt. Nürnberg hielt das Spitzenteam lange beschäftigt, fand immer wieder ins Spiel zurück, bekam aber genau im falschen Moment einen Nackenschlag. Die Leistung war gut – der Ertrag gering. Trotzdem: kein Rückschritt, sondern ein seriöser Auftritt gegen ein Top-Team.

Leistungsträger des Monats

Trotz der teils wechselhaften Ergebnisse ragten im November einige Leistungsträger bei den Nürnberg Ice Tigers heraus. Evan Barratt führte die Offensive an und untermauerte seinen Status als Topscorer: Im November verbuchte der 26-Jährige in den PENNY DEL-Hauptrundenspielen 3 Tore und 10 Assists (insgesamt steht er 25/26 bei 32 Punkten) Barratt ist damit nicht nur teamintern der produktivste Spieler, sondern mit 26 Vorlagen sogar der beste Vorbereiter der gesamten Liga. Ebenfalls stark präsentierte sich Brett Murray, der erst im Herbst zum Team gestoßen ist. Der bullige Kanadier erzielte im November 6 Tore (darunter mehrere wichtige Führungs- oder Anschlusstreffer) und bereitete 4 Treffer vor, was ihm insgesamt 10 Scorerpunkte einbrachte. Murray weist nach 14 Saisoneinsätzen bereits 15 Scorer Punkte auf und machte vor allem vor dem gegnerischen Tor einen Unterschied – immer wieder war er als Unruheherd im Slot und bei „Abfälschern“ zur Stelle.

In der Abwehr ist Owen Headrick der Dreh- und Angelpunkt. Der 28-jährige Verteidiger steuerte allein im November 4 Tore – sowie 5 Assists bei und zählt mit nun 17 Punkten (6 Tore, 11 Assists gesamt) zu den torgefährlichsten Defensivspielern der Liga. Er führt die Ice Tigers als Eiszeit-König an: Mit durchschnittlich rund 24 Minuten Eiszeit pro Spiel (insgesamt bereits fast 9 Stunden Eiszeit in 24 Spielen) ist Headrick einer der meistbeschäftigsten Spieler der gesamten PENNY DEL. In entscheidenden Situationen – ob Powerplay oder Penalty-Killing – steht er auf dem Eis und überzeugt durch Ruhe am Puck, Übersicht und Offensivdrang.

Auch Tyler Spezia verdient Erwähnung als einer der auffälligsten Akteure des Monats. Der US-Amerikaner erzielte allein im November 7 Tore, darunter drei Doppelpacks (gegen Bremerhaven, Augsburg und Mannheim), und bereitete weitere Treffer vor. Mit insgesamt 11 Saisontoren rangiert Tyler Spezia unter den Top-3 der DEL-Torschützen. Seine Schnelligkeit und seine grandiosen Skating Skills machten ihn zu einer konstanten Gefahr für die Gegner. Greg Meireles wiederum glänzte als kreativer Vorlagengeber und fügte sich nach anfänglicher Eingewöhnung immer besser ins Offensivspiel ein.

Im Tor lastete die Hauptverantwortung auf Niklas Treutle, der in allen November-Partien das Gehäuse hütete. Der 34-Jährige verzeichnete im Monat eine Fangquote um die 90 % und gewann wichtige Spiele (sieben Saisonsiege stehen für ihn bislang zu Buche.) Insbesondere beim Coup in Mannheim (96,1 % Save Percentage und Star des Spiels) und beim Kraftakt in Bremerhaven zeigte Treutle seine Klasse mit zahlreichen Big Saves. Mit seiner Ruhe und Erfahrung gewann er dem Team einige Spiele im Alleingang.

Fazit: Ein Monat, der den inneren Kern dieser Mannschaft freigelegt hat

Vier Siege, zwei Spiele über die volle Distanz, zwei Niederlagen – eine Bilanz, die auf dem Papier solide wirkt. Doch das eigentliche Thema lag zwischen den Zahlen: Die Moral der Mannschaft, die Art und Weise, wie Barratt, Murray und Headrick Verantwortung übernommen haben, und das konstante „Wir lassen uns von nichts und niemanden aufhalten“, das Nürnberg in jeder Partie ausstrahlte. Es wird nun sehr interessant zu sehen sein, zu was diese Mannschaft noch in der Lage ist, wenn sie doch irgendwann mal wieder vollzählig ist.

Der November 2025 hat gezeigt:
Diese Ice Tigers sind nicht perfekt.
Aber sie sind schwer zu schlagen. 
Und das macht sie gefährlich – für jeden Gegner, zu jedem Zeitpunkt.

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Max Spachmüller