Anwärter, enttarnt euch!

Ach ja, jedes Jahr dasselbe Spiel. Die DEL2 gibt´s bekannt, dass x Clubs den Antrag auf Lizenzprüfung fristgerecht eingereicht haben. Doch wer diese Clubs sind, bleibt weitestgehend im Verborgenen. Wir blicken auf die wahrscheinlichsten Kandidaten.

Vorschau

(Foto: Andi Huber)

Ganz grundsätzlich kann man erstmal erfreut resümieren: Es ist ein neuer Rekordwert an Lizenzanträgen ins Ligenbüro in Neuss geflattert. Das liegt natürlich auch daran, dass einige DEL-Ligisten sich für den möglichen unangenehmen Gang in die DEL2 rüsten mussten. Mit insgesamt 15 Anträgen aus DEL und Oberligen gibt´s aber gleich vier mehr als noch letzte Saison.

Bleiben wir doch direkt mal im Oberhaus. Das Zittern aus Augsburg spüre ich bis zu meinem Schreibtisch im bayerischen Oberland. Dass der AEV und die Bietigheim Steelers zu den Antragsstellern gehören, ist öffentlich kommuniziert worden und nur logisch. Beide haben reelle Chancen sportlich abzusteigen. Doch tatsächlich sind es – neben den Blue Devils Weiden – die einzigen beiden Clubs, die diesen Schritt veröffentlicht haben. Warum eigentlich?

Aus der Antragsstellung wird eine ähnliche Geheimniskrämerei gemacht wie um den Steinkreis von Stonehenge. Für mich persönlich kaum erklärbar. Möchte man sich beispielsweise in Berlin und Schwenningen die Blöße nicht geben, dass man für den Ernstfall vorbereitet wäre? Möchte man in Leipzig keine falschen Hoffnungen wecken und im schlimmsten Falle sogar so etwas wie Euphorie auslösen? Ich höre es schon aus dem Kohlrabizirkus schallen: „Aaaaaaaah, die DEL2 kommt näher – nehmt euch in Acht!“

Zur Klarstellung: Mir und uns liegen keine Insider-Informationen vor, wer die Anträge wirklich gestellt hat. Es ergibt sich allerdings folgende Rechnung: Augsburg, Bietigheim und Weiden sind bestätigt. Iserlohn, Schwenningen und Berlin könnten allesamt rein rechnerisch noch auf Rang 14 rutschen. Wäre die Antragsstellung ausgeblieben, wäre das fahrlässig gewesen – auch wenn der Fall des Abstiegs natürlich unwahrscheinlich ist. Aus der Oberliga Nord sind die Standorte Hannover (Scorpions & Indians), Halle, Herne und Leipzig gesetzt. Im Süden ist von Rosenheim, Deggendorf, Riessersee und Memmingen stark auszugehen.

Unsere Liste wächst also zumindest schon mal auf die genannten 15 Clubs. Doch was ist, wenn sich Berlin gar nicht mit dem Ernstfall auseinandersetzen wollte, wenn sich Iserlohn und Schwenningen sicher fühlen? Wer wären dann weitere Kandidaten aus der Oberliga? Klar zu nennen ist Bad Tölz. Die Isarwinkler spielen zwar eine sportlich schwache Saison, sind aktuell nur Neunter. Doch natürlich ist der Absteiger auch gleichzeitig wieder am Aufstieg interessiert. Der aktuelle Fünfte aus dem Süden, Höchstadt, bringt zwar eine enorme sportliche Verbesserung in der laufenden Saison mit, aber wohl kaum die Infrastruktur für DEL2-Eishockey. Für die zweithöchste Liga braucht es beispielsweise einen Stadionindex von mindestens 3000 (siehe unten). So wandert der Blick im Norden unweigerlich auf Hamburg. Doch auch dort ist die Halle das Problem: Das Eisland Farmsen bietet nur Platz für 1980 Zuschauer, eine Lösung ist frühestens 2024 möglich. Also auch eher unwahrscheinlich.

So werden wir wohl wie jede Saison abwarten müssen. Bis in Richtung des Oberliga-Halbfinals, wenn die Verantwortlichen praktisch gezwungen sind, die Wahrheit über die Anträge ans Licht kommen zu lassen. Offensichtlich schon jetzt ein schauriger Tag für alle Beteiligten. Bloß keinen Hype entfachen!
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Stadionindex: Die Spielstätte muss in der DEL2 einen sogenannten Stadionindex von mindestens 3000 Punkten aufweisen, wobei es einen Punkt für einen Stehplatz, zwei Punkte für einen Sitzplatz und vier Punkte für einen VIP- oder Business-Platz in einer Loge gibt.
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Simon Rentel