Fünf Minuten wegen Meinung – DEL2

Wenn Yannick Drews sich eine Bemerkung über das Überangebot an Eishockey „zwischen den Jahren“ nicht verkneifen kann, dann habe ich da zwei sehr dominante Meinungen dazu. Erstens: Der gute Mann hat einen Punkt! So geil es ist an allen zwei Tagen Eishockey schauen zu können, ist die Belastung für die aktiven Spieler schon immens und da geht’s mir noch nicht mal um den körperlichen Aspekt. Am 23.12. noch die Schläger zu kreuzen – im schlimmsten Fall auswärts – und am 25.12. wieder im Training zu stehen, ist das genaue Gegenteil einer besinnlichen Zeit mit den Liebsten. Just sayin´. Noch viel wichtiger aber, was soll dieser schwachsinnige Ausdruck „zwischen den Jahren“ bedeuten? Auch nach nun fast 33 Jahren steige ich nicht dahinter, wieso man das sagt, und da half mir bislang auch kein Dr. Prof. Google oder Dipl. Ing. Wikipedia. 

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(Foto: Ludwig Schirmer / Peter Lion)

Holzweg oder Pflasterstein? Ich habe mich mal wieder ins Rabbit Hole begeben und zur Abwechslung geht’s dabei tatsächlich um Sport und keine eingeschleusten Aliens ins Weiße Haus. Eetu Laurikainen, Oskar Autio, Anthony Morrone oder Kevin Carr hatten bei der Auswahl ihrer Teams alle etwas Pech, denn sie landeten zufällig bei DEL2-Clubs mit offensiven Defiziten. Bullsh… Stopp! Wir wollen das neue Jahr nicht schon wieder mit einem von Seife ausgewaschenem Mund beginnen. Oben genannte Goalies haben allesamt zwei Gemeinsamkeiten und das ist zum einem, dass sie herausragend in ihrem „Doing“ sind und zum anderen, dass ihre Teams das eine Kontingentstelle kostet. Ich frage mich so lang ich „DEL2“ denken kann, wie hoch der Preis dafür ist und erstmals scheint sich das statistisch belegen zu lassen. Er ist offensivhoch! Vermutlich klingt das gerade viel zu negativ und ist der Zeitpunkt dieser Zeilen, nach einer eindrucksvollen Verlängerung des vielleicht besten Torhüters der DEL2-Geschichte – Oskar Autio – unangemessen. Das wurde aber genug gelobt und so habe ich nun die Bürde, auf die damit verbundene Bürde der Starbulls aufmerksam zu machen. 

Sind das nur Ausreden? Also hat Rosenheim Oskar Autio bis Saisonende 2027 verlängert, Landshut tat zuvor gleiches mit Tor Immo, Jonas Langmann und Wade Bergman. Kurz zur Einordnung: Zweieinhalb Jahre im Eishockeyleben sind zehn Jahre in Menschenleben. Die neu unterzeichneten Arbeitspapiere sind in einer so unfassbar schnelllebigen Sportwelt also als stattlich anzusehen. Ich bin kein Fan davon, sorry. Ohne jemandem etwas unterstellen zu wollen, da schwingen doch schon erste „seit er so lang unterschrieben hat, läuft da gar nichts mehr“ aus den Mundhöhlen der Anhängerschaft. Beispiele wie in Kassel und einer Triple-Verlängerung um ein Jahr oder auch den Wölfen Freiburg mit einem zusätzlichen Jahr Eero Elo, wirken da auf mich einfach bodenständiger. Ich habe volles Verständnis dafür, dass beidseitige Planungssicherheit von hoher Bedeutung sind und auch Spieler mit mehr als ein paar Monaten Wohnort planen wollen. Das geht aber auch anders. Ein Commitment á la „lass doch jedes Jahr wieder verlängern, wenn´s für beide Seiten noch passt“ war doch auch mal was wert und für mich ist „Ein Mann, ein Wort“ vertragsähnlich. 

Alle einsteigen, Bit… verdammt! Der Weihnachtswahnsinn ist beendet, der nächste Eishockey-Peak hört auf den klangvollen Namen „Playoffs“. Bis dorthin sind noch rund 20 Spieltage zu spielen und ein riiiiiiiiesiger Berg mit 60 Punkten zu vergeben. VON WEGEN! An der Seite des Weges zum Gipfel dieses Playoff-Berges steht nicht mal ein Schild mit einer Steigung in Prozent. Bis wir uns alle den Jahreswechsel aus den Knochen geschüttelt haben, benutzen wir auch schon die „rein rechnerisch geht es noch“-Floskeln. In der Region einer erneut engen DEL2 - Plätze eins bis neun – treibt das keine Schweißperlen auf die Stirn. Für die letzten fünf Teams scheint es gegenwärtig aber so, als ginge es „nur noch“ um den zehnten Platz und dieser ist halt nur ein einziges Mal vorhanden. Der Rest spielt, selbstverschuldet oder aufgrund eines Konfliktes mit dem Eishockeygott, ums nackte Überleben. Die Uhr für Selb, Crimmitschau, Weiden, Bad Nauheim und Regensburg tickt lauter als jede Silvesterrakete der letzten Nacht – hoffentlich hören sie das auch. 
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Erik Pannach