Saisonrückblick 2024/25: Nürnberg Ice Tigers

Die Saison 2024/25 der Nürnberg Ice Tigers ist Geschichte. Nach intensiven Monaten, emotionalen Höhen und sportlichen Herausforderungen ist es an der Zeit, zurückzublicken. Wie hat sich das Team entwickelt? Wer hat überrascht – und was lässt sich aus dieser Spielzeit mitnehmen?
Zeit für einen ausführlichen Rückblick auf eine Saison, die mehr war als nur Eishockey. Viel Spaß beim Lesen!

Vorschau

(Foto: City-Press)

Ein Neuanfang mit klarer Linie

Mit neuem Cheftrainer Mitch O’Keefe und Co-Trainer Jochen Hecht ging es in Nürnberg nicht nur sportlich, sondern auch atmosphärisch in eine neue Ära. Was auf dem Papier zunächst nach einer Übergangssaison aussah, entwickelte sich rasch zu einer Erfolgsgeschichte. O’Keefe, selbst ein akribischer Arbeiter an der Bande, legte früh die Marschroute fest: strukturiertes Spiel, Verantwortung in allen Zonen – und vor allem Teamgeist.

Diese Philosophie griff. Schon in der Vorbereitung zeigte sich, dass diese Mannschaft anders war. Kein Starensemble, keine Ego-Show – sondern ein eingeschworener Haufen, der für jeden Zentimeter Eis arbeitete. Dass mit Evan Barratt ein Spieler gleich in seiner zweiten Saison das Team auf ein neues Level heben würde, war da ein willkommener Bonus. Barratt sprühte vor Spielwitz, Übersicht und purer Willenskraft – seine 67 Punkte sprechen eine klare Sprache. Auch Jeremy McKenna, erst spät verpflichtet, schlug ein wie ein Puck unter die Latte: 28 Tore, oft genau dann, wenn sie am meisten gebraucht wurden.

Hauptrunde mit Herz & Leidenschaft

Die PENNY DEL Hauptrunde verlief nicht makellos – aber eben auch nie enttäuschend. Nach einem soliden Start stabilisierte sich das Team Woche für Woche, ließ sich weder von Auswärtsdellen noch kleineren Verletzungssorgen aus der Bahn werfen. Besonders die Heimspiele entwickelten sich zum Stimmungsbarometer: Wenn die Arena NÜRNBERGER VERSICHERUNG kochte, war Nürnberg kaum zu schlagen.

Leon Hungerecker avancierte im Laufe der Saison zur Nummer eins im Tor und strahlte enorme Ruhe aus. Vor ihm: ein zuverlässiger Block mit Owen Headrick als Dreh- und Angelpunkt in der Verteidigung. Der Kanadier spielte eine der besten Saisons eines Ice-Tigers-Verteidigers der letzten Jahre – kreativ nach vorn, abgeklärt in der Rückwärtsbewegung.

Der Lohn: 73 Punkte, Platz acht – und das Ticket für die Pre-Playoffs. Besonders die Art, wie sich Nürnberg gegen Ende der Hauptrunde in diese Position kämpfte, war sinnbildlich für den Charakter dieses Teams: uneitel, willensstark, mannschaftlich geschlossen.

Playoff-Märchen ohne Happy End

Gegen Schwenningen zeigten die Ice Tigers in der ersten Runde der Playoffs sofort, dass sie nicht nur zum Mitspielen gekommen waren. Die Serie ging über die volle Distanz – und Nürnberg bewies in Spiel 3 die Nervenstärke, die man in der Crunch Time braucht. Das 4:2 bedeutete: Viertelfinale – der größte Erfolg seit Jahren.

Und dort? Wartete mit Ingolstadt der Topfavorit. Was dann folgte, war vielleicht das spektakulärste Playoff-Kapitel der letzten Dekade in Nürnberg: ein epischer 6:5-Erfolg nach Verlängerung in Spiel 3, eine leidenschaftliche Serie auf Augenhöhe, emotionale Comebacks – und ein Heimsieg, der das Stadion zum Kochen brachte. Am Ende war Ingolstadt zu abgeklärt, zu tief besetzt. Aber das schmälert nicht, was die Ice Tigers zeigten: Leidenschaft pur und den festen Willen, mitzuhalten. Und genau das taten sie – eindrucksvoll.

Transfers, Abschiede und Kaderplanung

Mit dem letzten Bully endete auch eine Ära: Ryan Stoa macht nach über 900 Spielen Schluss, während Jeremy McKenna (München), Leon Hungerecker (voraussichtlich Bremerhaven), Daniel Allavena, Mark Rassell und Lukas Ribarik (alle Ziel unbekannt) den Club verlassen werden. Einige nach Jahren in Nürnberg, andere nach kurzer, aber intensiver Zeit. Besonders McKennas Abgang wiegt sportlich schwer – er war oft der entscheidende Unterschiedsspieler.

Doch: Die sportliche Leitung rund um Stefan Ustorf hat bereits geliefert. Mit der Vertragsverlängerung von Evan Barratt ist der vielleicht wichtigste Baustein für die Zukunft gesichert. Auch Cole Maier bleibt, ebenso Samuel Dove-McFalls und Owen Headrick – sie alle bilden das neue Rückgrat. Es ist ein Kader im Aufbau, aber mit klarer Identität und viel Potenzial.

Die Fans dürfen sich freuen: Nürnberg hat nicht nur sein Kämpferherz wiedergefunden, sondern auch den Glauben daran, dass mehr möglich ist als Mittelmaß.

Blick voraus: Nürnberg will mehr

2025/26 verspricht spannend zu werden. Die Erwartungen sind gestiegen – zu Recht. Mit einem eingespielten Trainerteam, einem selbstbewussten Kern und einer klaren Philosophie geht Nürnberg in eine Saison, in der die Playoffs kein Bonus mehr sein sollen, sondern ein Ziel.

Was es braucht? Clevere Nachverpflichtungen, vor allem auf den vakanten Positionen im Tor und auf den Flügeln. Und dann: ein bisschen von der Magie, die diese Saison ausmachte. Leidenschaft, Mut und das Gefühl, gemeinsam etwas aufzubauen.

Die Ice Tigers haben gezeigt, wozu sie fähig sind. Jetzt geht es darum, das nächste Kapitel zu schreiben. Eines, das vielleicht nicht mehr überraschen muss – aber begeistern darf.

Und es war Sommer

Dieser Saisonrückblick bedeutet auch die letzte Ausgabe meiner Rubrik *Eisblog Inside – Nürnberg Ice Tigers Edition mit Max* für die Spielzeit 24/25. Ich möchte mich bei allen Leserinnen und Lesern bedanken, die Monat für Monat mitgelesen, mitgefiebert und mitdiskutiert haben. Eure Leidenschaft für diesen Sport und unser Team ist das, was diesen Blog lebendig macht.

Ich wünsche euch allen einen erholsamen, sonnigen Sommer – wir hören uns wieder im September, wenn die neue PENNY DEL-Saison an den Start geht.

Bis bald und bleibt sportlich!
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Max Spachmüller