Community-Blog: Die zweite Krupp-Ära

Uwe Krupp wollte die Kölner Haie seit seinem erneuten Amtsantritt am 24.02.2020 wieder in erfolgreichere Gewässer bringen. Einige Dinge konnte er auch anschieben, aber auch vieles nicht. Ein Resümee aus der Sicht eines Haie-Fans.

Vorschau

Als Uwe Krupp wieder in Köln hinter der Bande stand, hat er angekündigt mit den Kölner Haien wieder etwas reißen zu wollen. Doch dann kam Corona und das sollte ihm erstmal ein Strich durch die Rechnung machen. Die Haie standen kurz vor dem Aus und es gab wenig Geld für die Kaderplanung von Krupp für die Saisons 2020/2021 und 2021/2022. Diese beiden Saisons waren schwierige und dennoch schaffte man in 21/22 über die Pre-Playoffs den Einzug ins Viertelfinale.

Durch die Jubiläumssaison der Haie in 2022/2023 konnte Uwe Krupp durch einen deutlich erhöhten Etat ein erstes Mal strukturelle Veränderungen durchführen. Man landete wieder in den Top sechs, schied aber erneut im Viertelfinale aus. Zur aktuellen Saison konnte er sich endlich „sein Team“ zusammenstellen. Hier zeigten sich auch schon wie in der Saison zuvor (Bailen, Austin und Aubry) Krupps Talent Hochkaräter für Köln zu begeistern, wie Schütz, MacLeod, Grenier, Storm, Wohlgemuth und Ancicka zu 23/24. Als Sportdirektor wäre er eine gute Besetzung bei den Haien, denn diese Position fehlt komplett bei den Haien.

Durch die letzten drei Jahre zieht sich aber eine sportliche Entwicklung, die man meiner Meinung nach nicht „Entwicklung“ nennen kann. Das kruppsche System Hockey zu spielen, lässt sich ziemlich einfach erklären: Dump & Chase, die Scheibe immer tief spielen, hinter die Verteidiger bringen und dann mal schauen was passiert. Eishockey im 90er-Jahre-Stil. Geprägt durch große, schwere und ältere Spieler, die teilweise viel zu langsam sind und auch immer unnötige Härte reinbringen. Es gibt immer nur diesen einen „Plan A“ in jedem Spiel und er wird runtergespielt egal ob man gewinnt oder verliert. Bei Rückständen oder taktischen Umstellungen beim Gegner während des Spiels gibt es kaum bis gar keine Änderungen im System Krupp. Es gibt nur Do-or-Die.

Darüber hinaus sehen die jungen Spieler bei Uwe Krupp viel zu wenig Eiszeit, werden überwiegend in der letzten Reihe zusammen eingesetzt und dienen nur bei Ausfällen als Ergänzungsspieler für die obereren Reihen. Als Beispiel für die Eiszeit: Elias Lindner wurde im Spiel am 30.01. gegen Bremerhaven das ganze Spiel über gebenched (auf der Bank sitzen gelassen) und im darauffolgenden Spiel in Augsburg nach 111 Minuten, neun Minuten vor Schluss erst eingesetzt (2:22 Minuten Eiszeit insgesamt).

Einige sagen, es läge an den Spielern, dass man so inkonstant gespielt hätte, aber dabei wird verkannt, dass man beispielsweise mit Ancicka, Schütz, MacLeod und Kammerer starke Spieler hatte, die uns am Leben gehalten haben. Selbst wenn nicht alle am Strang gezogen hätten, wäre es die Aufgabe des Headcoaches dieses herbeizuführen. Viel wichtiger noch: Profisportler geben immer 100% und machen nur das was vorgegeben wird oder was eben nicht vorgegeben wird, durch individuelle Klasse wett.

Durch die konstante Inkonstanz in den letzten Jahren, auch in den Special Teams und den weiteren von mir aufgezählten Punkten, braucht es auf allen Positionen - außer dem Goalie-Coach - hinter der Bande einen kompletten Neuanfang. Es braucht ein modernes Trainerteam (ohne kölschen Stallgeruch, es braucht da einen objektiven Blick von außen), welches das Talent erkennt und aus einer sicheren Defensive einen ansehnlichen Aufbau und tolles Offensiv-Hockey spielen lässt.

Es braucht diesen Neuanfang nicht nur aufgrund der sportlichen Entwicklung, sondern auch weil man seine eigens sportlich gesetzten Ziele immer wieder verpasst. Am Saisonstart der Jubiläumssaison 22/23 gab man sich das Ziel in den nächsten drei Jahren mindestens ein Mal oder maximal drei Mal Meister zu werden. Wie wohl jedem auffällt, steht das im krassen Widerspruch zu dem was auf dem Eis seit Jahren passiert. Aber das scheint wohl egal zu sein. Hauptsache es gibt immer eine riesige Show vor dem Spiel oder während dem Spiel mit Sharky. Man feiert sich für den besten Zuschauerschnitt in Europa und alles andere scheint in den Hintergrund zu rücken. Ich lobe das alles auch, Respekt an das Event-Team der Haie, das Marketing-Team und dem Ticketing für die großartige Leistung. Dennoch ist das was man dafür seit Jahren sportlich geboten bekommt einfach mehr als dürftig.

Es war Uwe Krupps Team in der Saison 2023/2024, der beste Kader seit zehn Jahren. Er hat es nicht geschafft dieses Team zu führen und sogar schlechter (8.) abzuschneiden als mit einem etwas weniger qualitativen Kader im letzten Jahr (6.). Er und sein Trainerteam (außer Ilari Näckel) müssen entlassen werden und Philipp Walter als Geschäftsführer ist mindestens mal angezählt, da er während der Saison nicht reagiert hat um so ein besseres Abschneiden zu gewährleisten.

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Luca Klöckener
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