Der Fluch der Kommerzialisierung
Der Fußball vergrault mit der fortschreitenden Kommerzialisierung seine Fans, besonders die aktive Fanszene. Die Chancen für andere Sportarten Fans abzugreifen, stehen so gut, wie vielleicht noch nie. Das deutsche Eishockey, dass sich langfristig gerne als Sportart Nummer zwei etablieren würde, bietet leider keine Alternative.

(Foto: Red Bull München / City-Press GmbH)
Als 1994 die DEL nach amerikanischem Vorbild gegründet wurde, erhoffte man sich sicher, den Sport in Deutschland präsenter zu machen. Was man damals allerdings nicht bedachte, sind die vollkommen unterschiedlichen Fankulturen in Europa und Nordamerika. Amerikanische Sportligen sind der Inbegriff der Kommerzialisierung des Sports. Genau das aber ist es, was viele europäische Sportfans stört.
Die Vereine im deutschen Eishockey bieten wenig bis keine Identifikationsmöglichkeit mehr. 14 von 15 DEL-Teams nutzen anstatt richtiger Wappen inzwischen Tiere oder andere Gegenstände, die meist nichts mit Verein, Stadt oder Sport zu tun haben. Selbst vor den Vereinsnamen wurde kein Halt gemacht. Die neuen Logos muten allerdings fast schon nutzlos an, sind sie doch auf den mit Werbung zugekleisterten Trikots, sowieso nicht erkennbar. Hier entsteht der Eindruck bei der Sponsorensuche werde auf das Credo gesetzt „Lieber Quantität als Qualität“. Die Liga ist hierbei nicht auszunehmen, hört sie doch mittlerweile auf den klangvollen Namen PENNY DEL.
Kommen wir zum nächsten Punkt, der viele Fans am Fußball stört, nämlich den TV-Rechten. Hier hat das deutsche Eishockey sogar leichte Vorteile. Im Gegensatz zum Fußball benötigt man um alle DEL-Spiele zu sehen nur einen Anbieter. Im Free-TV (besonders im Öffentlich-Rechtlichen) bleibt Eishockey allerdings eine Randnotiz. Hier schließt sich ein weiterer Kritikpunkt an: die Donnerstagsspiele. Magenta Sport kommen diese entgegen, bekommt man doch eine zusätzliche Partie zur Übertragung. Darunter leiden allerdings die Fans von vollen Stadien und guter Stimmung, ist der Donnerstag bei den Anhängern doch eher unbeliebt. Gerade für Auswärtsfahrer gestaltet sich der Donnerstag als echtes Problem.
Fans, welche die Spiele gerne im Stadion verfolgen, leiden besonders unter der Kommerzialisierung. Die Ticketpreise sind zwar nicht ganz so hoch wie in der Bundesliga, der Spielplan dafür umso aufgeblähter. Ein Fan der alle Spiele seiner Mannschaft live verfolgen möchte, muss im Falle einer Meisterschaft seines Teams diese Saison mindestens 68 Spiele besuchen. Da kommt preislich einiges zusammen. Darum muss er sich aber keine Sorgen machen, denn bei den Spielansetzungen der DEL ist ein Besuch aller Spiele sowieso ein Ding der Unmöglichkeit („Es sei denn, Sie sind arbeitsloser Millionär“).
Aber wie steht es denn um den sportlichen Wettbewerb im Eishockey? Hat man hier wenigstens Vorteile gegenüber dem Fußball? Natürlich nicht. In der DEL geben in der Regel die Klubs mit zahlungskräftigen Investoren den Ton an. Mit München (Red Bull), Mannheim (Familie Hopp) und Berlin (Anschutz Entertainment Group) tun sich hier besonders drei Klubs hervor. Ja liebe Adler- und Eisbärenfans, auch euer Erfolg ist nicht rein sportlicher Natur. Der letzte deutsche Meister, der diese Dominanz durchbrechen konnte, heißt ERC Ingolstadt und dieses Kunststück liegt mittlerweile auch schon wieder neun Jahre in der Vergangenheit. Dass diese Investoren die Liga international nach vorne bringen, lässt sich mit dem einfachen Blick auf die CHL widerlegen. Bis auf eine Finalteilnahme von München ist die Historie der deutschen Klubs hier eher mager. Auch um Auf- und Abstieg ist es nicht besser bestellt. Inzwischen wurde dies zwar wieder eingeführt, bemerkenswert bleibt aber, dass von 14 DEL2-Teams sage und schreibe drei aufsteigen können. Ein spannender Aufstiegskampf sieht anders aus. Nach einem Pokalwettbewerb, der kleineren Klubs eine Bühne bietet, sucht man im deutschen Eishockey übrigens vergeblich.
Was lässt sich also abschließend sagen? Bleibt Eishockey in Deutschland eine Randsportart? Wenn alles so bleibt wie es ist, lautet meine klare Antwort: Ja! Dies muss allerdings nicht so sein. Der Fußball zeigt, welche Macht Fans haben können, wenn sie sich wehren. So wurden die Montagsspiele in Deutschland wieder abgeschafft und man hält seit Jahren erfolgreich an der 50+1 Regel fest. Um ähnliche Erfolge auch im Eishockey zu verbuchen, muss allerdings erstmal eine Diskussion in der DEL Einzug erhalten. Es gibt noch viele weitere Punkte über die man sprechen sollte, für die sich die Fans in den Stadien stark machen. Ob dies dann auch die erhofften Erfolge bringt, bleibt abzuwarten. Wünschen würde ich es dieser tollen Sportart allemal.
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Daniel Kraus - Eisblog-Community
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