Die grüne Wand

Für mich war es die erste Akkreditierung in Augsburg und das auch noch ganz alleine, quasi Moritz allein beim AEV. Es war erst mein zweiter Besuch im Curt-Frenzel-Stadion und ich muss sagen, dass es sich gelohnt hat. An dieser Stelle gleich mal ein Riesendankeschön an Stefan Esch (Leitung Medien & Kommunikation der Augsburger Panther).

Vorschau

Kommen wir wieder zum Stadion zurück, als ich reinkam war ich erstmal ein wenig planlos, aber nach kurzem umherfragen, habe ich meinen Platz gefunden. Die Pressetribüne in Augsburg hat eine Top-Position. Man sitzt quasi auf Höhe der Mittellinie ganz oben unter den Kameras von Magenta Sport. Vor Spielbeginn hatte ich dann den Spielberichtsbogen vor mir liegen und überflog so die Aufstellung. Eines ist mir schnell aufgefallen: nur FÜNF Verteidiger im Line-Up der Panther und das auch noch im Derby gegen München. München konnte fast mit voller Kapelle die „Auswärtsfahrt“ (die 64,3 Kilometer sind ein echter Luxus im Vergleich zu sonstigen Distanzen in der DEL) antreten. 

Mit dem Einlauf der beiden Mannschaften bekam ich ein bisschen Gänsehaut. Als die Panther einliefen hörte man die "Grüne Wand" euphorisch jubeln und den mitgereisten Münchner Anhang pfeifen. Das war der Moment als wirklich jeder im ausverkauften CFS wusste, was heute abgeht. Rein ins erste Drittel, der Puck fällt, die Kuvencracks laufen übers Eis und jagen der Hartgummischeibe hinterher (um es mal wie ein klassischer Eishockeyreporter aus den guten alten Zeiten zu formulieren). 

Nach knapp sechs gespielten Minuten gab es dann die erste Strafe im Spiel, ein Stockschlag gegen den Münchner Yasin Ehliz, da dachte ich mir schon „oh jetzt schepperts!“ Augsburg hat zuhause nämlich ein brutal starkes Powerplay, vor dem gestrigen Spiel waren es 29,17%. Die Augsburger zogen das Überzahl schön auf, konnten sich aber nicht belohnen. Bei einem Alleingang eines Münchners musste dann Dave Warsofsky die Notbremse ziehen, folgerichtig gab es einen Penaltyshot für München, welchen Andi Eder verschossen hatte. 

Das Spiel lief munter weiter und in der elften Spielminute gingen die Münchner dann in Führung. Keine drei Minuten später klingelte es erneut hinter Dennis Endras, welcher an beide Toren eigentlich keine Schuld hatte. Wir schreiben die 16. Spielminute als Trevor Parkes auf die Strafbank muss wegen eines Stockschlages. Während er auf die Bank geschickt wurde, lief ein witziges kleines Liedchen, welches mir ein Schmunzeln auf die Lippen zauberte. Der AEV konnte diese Powerplaychance nach nur 46 Sekunden belohnen. Da brennte mal kurz die Hütte in Augsburg und die Hoffnung des Augsburger Anhangs kehrte zurück.

Der Stadionsprecher verkündete noch nicht einmal die Vorlagengeber als München schon wieder nachgelegt hat. Konrad Abeltshauser, welcher diese Saison eigentlich eher durch positive Aktionen in der Defensive auffällt, konnte einnetzen. Im zweiten Drittel dauerte es keine drei Minuten bis zum nächsten Tor, Justin Schütz konnte auf Vorlage von Filip Varjecka (welchen ich nach dem Spiel kurz treffen durfte und ein paar Worte wechseln). Das Spiel ging rauf und runter es gab für beide Teams Chancen, doch es war wieder München die nach 39 Minuten endgültig den Sack zugemacht haben.

Im dritten Drittel war dann nicht mehr so viel geboten, es gab nochmal eine Strafe gegen München und dann kurz vor Ende noch ein Tor durch Austin Ortega. Das war dann für diese Saison erstmal das letzte Aufeinandertreffen beider Teams, sollte das „Worst-Case-Szenario“ für den AEV eintreten auch erst einmal das letzte Derby für die nächste Saison. Nach dem Spiel ging es für mich dann runter vor die Kabine der Augsburger Panther und durfte kurz mit Sam Soramies sprechen. Auf die Frage, was sich mit dem neuen Coach geändert hat, antwortete mir der junge Nationalspieler, dass sich das System geändert habe, man eine neue Stimme in der Kabine hätte und auch jeder Spieler eine neue Chance bekäme. 

Für Soramies könnte es punktetechnisch die beste Saison werden und das wäre mit seiner Arbeitseinstellung auch nicht unverdient. Keine fünf Minuten später stand mir ein weiterer Gesprächspartner zur Verfügung. Filip Varejcka, Stürmer vom EHC Red Bull München (auch hier ein Dank an Red Bull München für die Möglichkeit des kurzen Gesprächs). Filip zeigte sich zufrieden mit dem Spiel gegen Augsburg und war auch sehr froh über seine Vorlage zum 4:1. Als ich ihn gefragt habe, ob er glaubt seine punktetechnisch beste Saison zuspielen, zeigte er sich sehr zuversichtlich diesbezüglich.

Ich persönlich drücke jetzt beiden Jungs die Daumen, dass sie ihre Punkte bekommen und jeweils die bisher besten DEL-Saisons ihrer noch jungen Karrieren spielen. Zum Schluss noch ein paar nette Worte an die Panther:
Solltet ihr der DEL abhandenkommen, findet bitte euren Weg zurück ins Oberhaus, ihr werdet von allen Teams sicher wieder herzlich willkommen geheißen (an anderen bayerischen Standorten mit Pfiffen und Buhrufen als Liebesbekundung) und eure grüne Wand wird euch sicher voran peitschen.
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Moritz Mühlbauer