Ganz ehrlich? Selbst Schuld!

Wir leben in einer anspruchsvollen Welt, müssen uns mit Multikrisenlandschaften auseinandersetzen, dem Klimawandel, Infektionskrankheiten und einer daraus resultierenden demotivierten Jugend. Viel ändern können wir daran leider nicht, aber wir könnten uns das Leben so viel erträglicher und schöner machen. Wir könnten unseren Nachkommen das vorleben, was uns heute stört. Vielleicht ist diese Einleitung viel zu groß für das nun folgende Thema gewählt, vielleicht schmerzt mich das Thema aber auch so immens, dass diese Einleitung ihre Rechtfertigung bekommt.

Vorschau

(Foto: City-Press)

Ich beginne mit einer schonungslosen Wahrheit: Der Fußball ist uns nicht nur weit voraus, weil er das größere Interesse generiert. Er spricht die Sprache des Volkes, oder in diesem Fall: Er spricht zumindest mit dem Volk. Er dröselt Fehlentscheidungen auf, zwingt zum Disput und fordert Antworten auf Taten und Worte. Somit schafft er es in den ersten Kaffee unter Kollegen, die Titelseiten von Boulevardblättern oder Abermillionen Sharings. Es kotzt mich an, dass mein geliebter Eishockeysport immer noch nicht verstanden hat, wie wichtig Kommunikation ist und wie viele Fesseln er sich durch sein tägliches Handeln selbst auferlegt. Wir sprechen doch in allen anderen Bereichen unentwegt über alles. Wenn die Bank anruft oder die Partnerin wütend ist, schweigen wir die Probleme doch auch nicht zu sinnhaften Lösungen. Wir haben sogar Sprachen für all jene entwickelt, denen es aus körperlichen Gesichtspunkten nicht mehr herkömmlich möglich ist. Warum? WEIL ES SO, SO WICHTIG IST!

Nachträgliche Strafen werden kontextlos veröffentlicht als hingen keine schweren Verletzungen daran und als würde es jemandem schaden eine Erklärung zur Entscheidungsfindung anzuhängen. Der Großteil der Trainerentlassungen wird mit fadenscheinigen Floskeln an die Medienwelt übermittelt, weil die Anhängerschaft nicht damit umgehen könnte, dass Auseinandersetzungen und Trennungen zum Leben dazugehören? Mittlerweile wird nicht mal mehr über die Gründe eines Ausfalles gesprochen, da ist im besten Fall nur noch die Rede von Unterkörperverletzungen. Zudem scheint der Beruf des Schiedsrichters, so sehr ich es vertrete die Ausübenden zu schützen, zu absolutem Sperrgebiet geworden zu sein und niemand zu verstehen, wie schwer ihnen das Leben damit gemacht wird. Wie befreiend kann es sein auf ein „Ich entschied so, weil…. Es war nicht richtig, tut mir leid“ zu hören? Die Krönung des Ganzen erlebt wohl die DEL2 mit ihrer Playdown-Entscheidung, über die nach Gegenwind und Fassungslosigkeit praktisch nie wieder ein Wort verloren wurde. Eine Fehlentscheidung, die ihresgleichen sucht und das womöglich zu hohem Preis, sollte sie doch sicher nicht die ligainternen Aushängeschilder aus Dresden und Bietigheim treffen.

Ich weiß gar nicht, bei wem ich die Schuld dieser Misere suchen will. Den Medienbeauftragten, die nach ihren auferlegten Vorschriften handeln sicher nicht. Den Vereinen, die es von Liga und Verbänden vorgelebt, teilweise aufgetragen bekommen vermutlich auch nicht. Die nächsthöhere Instanz – berühmte Lobby - die Angst um den eigenen Kopf hat vielleicht? Doch wer wäre denn dann diese ominöse höchste Kraft und vor was genau hat sie Angst?

Eins ist klar: Wir lernen sehr früh im Leben, dass wir nicht vor Problemen weglaufen können. Es ist wichtig miteinander zu sprechen und Probleme aus der Welt zu schaffen. Die richtige Formel für eine Gesellschaft und das Leben, kann nicht die falsche für unsere Leidenschaft sein. Viele große Reibungspunkte der laufenden Saison hätten deeskaliert werden können, wenn ein transparenter Austausch auf gleichen Ebenen stattgefunden hätte und eben diese Ebenen verschiedenster Positionen nicht im Vordergrund gestanden hätten. Dazu gehört, dass eine Seite die Hand reicht und die andere auch nach dieser greift. Respektvoll und mit dem gemeinsamen Ziel Lösungen zu finden. Das heißt auch, dass der Fan das zu schätzen wissen muss und Aktionen unter der Gürtellinie aus unser allem Handlungsfeld verbannt.

Mein Appell an alle: Anders als physische Fesseln, können imaginäre einfach aufgesprengt werden. Einer muss vorangehen, ein gutes Beispiel sein und zeigen, was das bewirken kann. Das heißt für alle Offiziellen, dass Reputation nicht bei Gönnern, Partnern und Sponsoren aufhört. Das heißt für alle treuen Anhänger, dass mit entgegengebrachtem Vertrauen auch Verantwortung einhergeht. Macht diesen Sport gesund und zu einem großen Miteinander, dann haben wir alle wieder viel mehr Freude damit und vergesst nicht: Es muss immer einen Ersten geben!
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Erik Pannach