Alles entschieden!
Oder? Das DEL2-Viertelfinale ist zumindest in puncto Serienstände bislang sehr einseitig. Es ist allerdings nicht das erste Mal, dass alle vier Viertelfinal-Serien einen Stand von 2:0 haben. Wir blicken drauf.

(Foto: JMD Photographie)
Beim bisher einzigen vergleichbaren Ereignis in der DEL2 schrieben wir das Jahr 2015. Der VFL Wolfsburg war DFB-Pokalsieger (WHAT?), Wladimir Klitschko verlor seinen Schwergewichtstitel gegen Tyson Fury und: Frankfurt, Landshut, Bremerhaven und Bietigheim führten in ihren Viertelfinal-Serien jeweils 2:0. Ich würde euch jetzt gerne etwas von Comeback-Stories und heroischen Taten der Underdogs erzählen – muss euch aber leider enttäuschen. Alle vier mit 2:0 führenden Teams gewannen schlussendlich ihre Serie, drei davon sogar mit einem Sweep.
Und damit zurück in die Gegenwart – und die Zukunft. Uff, Film-Anspielung von mir. Wer hätte das gedacht, herzlichste Grüße an die Podcast-Hörer*innen. Im Jahr 2023 haben wir neben den Viertelfinals auch zwei Playdown-Serien beim Stand von 2:0 (2015 war dem nicht so). Die DEL2 schmückt sich selbst gerne damit, eine unglaublich ausgeglichene Liga zu sein. War´s das damit nun? Nein.
Trotzdem fällt es nach den gewonnenen Erkenntnissen (sehr) schwer Argumente zu finden, warum die zurückliegenden Teams nochmal zurückkommen sollten – besonders im eigentlich so erbittert vorhergesagten Abstiegskampf. Denn von Kampf ist in den Lagern von Bayreuth und Heilbronn nicht viel zu sehen. Besonders die Tigers haben es geschafft eine neue Ebene der Enttäuschung im eigenen Fanlager freizuschalten. Eine wirklich herausragende Leistung nach der Horror-Hauptrunde. Nach 120 Minuten ist man weiterhin ohne eigenes Tor, es scheint unmöglich, den Eispiraten den Klassenerhalt noch zu nehmen.
Auch die Selber Wölfe haben bislang alles im Griff. Florian Mnich war in den letzten Spielen der regulären Saison ein starker Rückhalt, ist ein herausragender Torhüter. Eigentlich. Denn in beiden bisherigen Duellen patzte der Goalie – umso bitterer, weil Ilya Andryukhov aktuell wohl verletzt ausfällt. Wer soll die Flügel also nochmal reparieren? Heute MUSS ein Sieg her, ansonsten wird es eine wirkliche Shitshow in Playdown-Runde zwei.
Und auf der anderen Seite der Medaille? Kassel hat etwas Mühe mit aufmüpfigen und verdammt nervigen (im besten Sinne) Füchsen. Trotzdem steht ein 2:0 des Ersten gegen den Neunten: alle Trümpfe in der Hand! Gleiches gilt für die Krefeld Pinguine, die die vielleicht größte Entwicklung genommen haben. In den bisherigen Spielen gegen die Eislöwen war nichts zu sehen von den teils lethargischen Hauptrunden-Auftritten. Die vielleicht wichtigste Erkenntnis: Boris Blank hat einige taktische Kniffe auf Lager – das war zuvor noch unsichtbar.
Machen wir´s rund. Auch Ravensburg und Bad Nauheim führen mit 2:0. Volle Transparenz: Von der Landshuter Serie habe ich zu wenig gesehen, um ehrlich beurteilen zu können, ob der EVL nochmal zurückfinden kann. Doch wer in den Playoffs IN Landshut gewinnt, der kann es auch schaffen, die restlichen beiden Siege zu holen. Peter Russell und Ravensburg – das scheint erneut zu passen. Genauso übrigens wie Harry Lange und Bad Nauheim. Der Negativstrudel, der sich bereits seit einigen Wochen in Kaufbeuren ankündigte, schlägt sich nun bitterböse schwarz auf weiß auf der DEL2-Website nieder: 2:4 und 3:5! Die Roten Teufel bislang cleverer und vor allem kaltschnäuziger.
Stand jetzt also schwer zu glauben, dass wir eine andere Geschichte schreiben als im Jahr 2015. An drei Sweeps glaube ich persönlich trotzdem nicht.
_
Simon Rentel