Community-Blog: Zwei Stanley Cups für Kassel

Ich dachte eigentlich, ich würde einen entspannten Montagabend mit der DEL2-Saisonvorschau haben. Also ein Glas Wein geschnappt, auf die Terrasse gesetzt, 100 Minuten lang den Podcast gehört und einen der seltenen sonnigen Abende in Stockholm genossen. Dann kamen jedoch Erik und Podcast-Gast Marcel Meinert mit ihrer Prognose zu den Kassel Huskies um die Ecke, welche mir den Surströmming im Halse stecken und das Köttbullar in der Pfanne verbrennen ließen.

Vorschau

(Foto: JMD Photographie)

Aber ein Unglück nach dem anderen: Meinert beschreibt das Umfeld in Kassel als „nicht so einfach“. Eine genauere Erläuterung dieser Aussage bleibt aus, sie hätte mich jedoch brennend interessiert, denn sie beschreibt meiner Meinung nach keineswegs die (aktuelle) Situation am Standort Kassel. Logischerweise waren die letzten Jahre der Huskies geprägt vom mehrmals verfehlten Aufstieg, der häufig herbeigeredete Weltuntergang muss an Kassel nur irgendwie vorbeigezogen sein. Frustration – klar, Enttäuschung – sowieso, vom eingeschlagenen Weg abweichen – auf gar keinen Fall! Trotz des mehrmals verfehlten großen Ziel Aufstieg arbeitet man in Kassel mit aller Ruhe weiter auf dieses Ziel hin: Die Eishalle wird, wie der Verein selbst, zunehmend modernisiert. Steigt man diese Saison nicht auf, wird es halt in der nächsten erneut versucht. Diese Philosophie tragen sowohl Geldgeber, aber auch die allermeisten Fans mit. Die rund 2600 Fans zum Testspiel-Auftakt in der Nordhessen Arena, welche zwischenzeitlich schon wieder vom Aufstieg sangen, unterstreichen diese Rückendeckung einmal mehr. Zeichen eines schwierigen Umfelds suche ich vergeblich, die Zeiten des „Chaosclub Kassel Huskies“ sind schon lange vorbei.

Kommen wir zum kleineren Unglück: Erik sowie auch Marcel Meinert scheinen sich einig zu sein, dass es in Kassel mehr „neue Impulse“ gebraucht hätte. Hierüber lässt sich wenigstens diskutieren, auch wenn ich ganz klar anderer Meinung bin. Was genau ist bei den Huskies in der letzten Saison schiefgelaufen? Sie haben im Halbfinale die Serie gegen eine besser eingestellte Mannschaft aus Bad Nauheim verdient verloren. Sicher, am Ende kommt es genau darauf an, wenn man aufsteigen möchte, aber deswegen direkt einen halben Umbruch zu wagen erscheint mir zu impulsiv. Die Huskies haben sich punktuell verstärkt. Um nur zwei Beispiele zu nennen: Mit Maxwell haben sie nun eine klare Nummer eins und mit Valenti einen Publikumsliebling, welcher besonders im Powerplay zum Unterschiedsspieler werden kann.

Über die Vergleichbarkeit meines nächsten Punktes lässt sich sicher streiten, die Parallelen sind jedoch kaum von der Hand zu weisen. Wer erinnert sich noch an die Tampa Bay Lightning in der Saison 2018/19? Die Lightning stellten mit ihrer Hauptrunde mehrere Rekorde auf, gewannen in den Playoffs jedoch kein einziges Spiel und enttäuschten so nochmal mehr als die Huskies in der letzten Saison. In der folgenden Off-Season schrieb man die Lightning in den Medien schon beinahe ab. Das Team sei nicht für die Playoffs geeignet, das Aus sei noch in den Köpfen der Spieler, Kapitän Steven Stamkos solle getraded und Coach Jon Cooper entlassen werden, um der Franchise die Chance auf den Stanley Cup zu wahren. Stattdessen hielt man jedoch, ähnlich wie in Kassel in diesem Sommer, die Füße still, verstärkte sich punktuell an der Trade Deadline, gewann zwei Stanley Cups in Folge und galt plötzlich als ein souveränes Playoff-Team.

Natürlich ist dieser Exkurs an den Golf von Mexiko keine Garantie, dass es den Huskies genauso ergehen wird. Jedoch ist es ein guter Beweis dafür, dass es keinen Umbruch benötigt, um das zuvor verfehlte Ziel Meisterschaft in der darauffolgenden Saison zu erreichen. Vielleicht wird es ja, wie in Tampa, dann sogar etwas mit zwei Meisterschaften in Folge – man wird ja noch träumen dürfen.

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Eva Norköping
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