Deutsch-russisch Roulette

Der Goalie-Markt sieht auf dem deutschen Sektor aktuell ähnlich aus wie ein Supermarkt am Abend vor den Feiertagen. Nur noch wenige Waren, äh, Spieler finden sich und diese sind nun in einer absoluten Machtposition. Wer bietet das beste Gesamtpaket?

Vorschau

(Foto: JMD Photographie)

Es ist das Spiel, das für die meisten Aktiven und deren Berater jedes Jahr aufs Neue beginnt. Möchte ich Planungssicherheit und früh bei einem Club für die nächste Saison unterschreiben oder pokere ich hoch und hoffe auf einen finanzstarken Sommer? Das ist für jeden natürlich individuell. Jeder deutsche Goalie, der sich für Letzteres entschieden hat, dürfte aber die richtige Entscheidung getroffen haben – ich erkläre euch wieso.

Habt ihr aufgepasst in BWR, BWL, Wirtschaft oder wie auch immer das bei euch in der Schule hieß? Nein? Ich auch nicht, keine Sorge. Eines ist aber hängen geblieben. Die Nachfrage bestimmt den Preis. Wir können hier ein ganz einfaches Beispiel anführen, davor brauchen wir aber einen kurzen Disclaimer: In den folgenden Zeilen mischen sich Gerüchte und Tatsachen. Einige der Dinge sind hinter (semi-gut) verschlossenen Türen fix, andere Mutmaßungen. Also nehmt es nicht als volle Wahrheit. Passt? Gut.

Kommen wir zum Beispiel. Das Angebot an deutschen Goalies mit bewiesenem DEL2-Format ist zu diesem späten Zeitpunkt der Saison gering. Auf dem Markt befinden sich offiziell noch Oleg Shilin, Brandon Maxwell, Luka Gracnar, Danny aus den Birken, Olafr Schmidt, Luis Benzing, Kristian Hufsky und Ilya Andryukhov. Einige davon haben eher mehr, andere eher weniger Starter-Potenzial in der zweithöchsten Liga. Nach einem deutschen Nummer-eins-Goalie suchen noch: Bietigheim, Kassel, Regensburg, Crimmitschau, Landshut, Weißwasser (oder geht ihr mit Stettmer?) und – der vielleicht finanzkräftigste Standort von allen – der Oberliga-Aufsteiger.

Wir sortieren also. Schmidt soll nach Bietigheim gehen, wo er mit Förderlizenzler Florian Mnich ein Duo bilden dürfte. Bleiben mit Gracnar, (Zukunft in Landshut fraglich)Shilin und aus den Birken nur noch drei Goalies, bei denen man sich sicher sein kann, dass sie eine gute Wahl für den #1-Posten sind. Und genau da liegt das Problem für die suchenden Clubs: Das sind drei Goalies für vier oder fünf offene Posten. Dann mal raus mit den Goldreserven. Ein weiteres Problem, das im Modell von Angebot und Nachfrage aber nicht berücksichtigt wurde ist, dass mit den Hannover Scorpions noch ein Player aus der Oberliga dazukommt, der auch in dieses Regal greifen möchte.

Was ist also der Plan B? Geht man mit einer der Optionen, bei denen man mit der Vergabe der Nummer-eins-Rolle ein Risiko eingeht oder holt man direkt eine - vermutlich hochpreisige - Granate wie Brandon Maxwell. Eine Situation, in der man nicht stecken möchte – und genau das erklärt, warum die meisten Entscheider ihre Goalies bereits im Oktober oder November festzurren. Smart.

Tauchen wir noch tiefer in die Welt der Gerüchte ein, ergibt sich folgende Lösung des Puzzles. STOP! Bevor ihr weiterlest, müsst ihr zustimmen, dass die folgenden Personalien teils VAGE Gerüchte sind. Sie sind nicht fix. Nur Gerüchte. Wichtig.

Shilin kommt nach Crimmitschau, Kassel entscheidet sich zwischen Maxwell und aus den Birken. Fällt die Wahl auf Ersteren, rutscht aus den Birken nach Regensburg oder Rosenheim. Fällt die nordhessische Wahl auf aus den Birken und Maxwell entscheidet sich tatsächlich für die Scorpions, kommt nochmal neue Fahrt rein ins deutsch-russisch Roulette des Goaliemarktes. Und was ist eigentlich mit Jerry Kuhn? Er hat noch Vertrag in Kassel, hat nach drei Tribünen-Playoffspielen aber sicherheitshalber schonmal das VIP-Catering in Hannover getestet. Halleluja! Für so wenige Personalien ist da noch ganz schön Wind drin. Wir bleiben dran.

Ach ja: Wenn ihr das Modell der Preisbildung nach acht bis dreizehn Jahren zweckloser Schulbildung anhand meines Beispiels verstanden habt, gebt mir gerne eine gute Bewertung bei Spickmich.
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Simon Rentel