Fünf Minuten wegen Meinung – DEL2

Kann das wirklich wahr sein? Bin ich eine Woche davon entfernt, den Dresdnern an dieser Stelle zur Meisterschaft zu gratulieren und dadurch die Mission „Landkartenerweiterung PENNY DEL“ als „Erledigt“ anzusehen? Die Zeit rast so unaufhaltsam, vielleicht sollte ich meinen Perso bei Gelegenheit mal checken und schauen, ob ich nicht bereits am 40. Lebensjahr kratze. Naja, wenn ich mal Zeit hab‘. 

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(Foto: City-Press)

Niederbayerisches Pulverfass! Die letzte Saison ist noch nicht mal zum Ende gekommen, schon verschafft mir der EVL sichtbar Sorgenfalten. Die ersten Amtshandlungen des Sommers kommen aus der Kategorie „Lasst mich durch, ich bin Arzt“ und ey, sind wir mal ehrlich, wie oft wurde dabei schon für einen Herr Doktor Paracelsus Platz gemacht? Der Trainerposten ist noch so leer wie der Benzintank eines Tesla Model X, trotzdem gab es mit David Elsner und Tobias Lindberg bereits die ersten beiden polarisierenden Neuverpflichtungen. Wollen wir über deren Torgefahr philosophieren? In bestem Deutsch formuliert: in keinster Weise! Aber das sind richtige Typen, jeweils ausgestattet mit Temperament für eine ganze Mannschaft, Meinung wie eine ausverkaufte Fanatec-Arena und - so deutlich muss ich es leider sagen - Potenzial eine lang ersehnte ruhige Spielzeit zur Achterbahnfahrt der Emotionen werden zu lassen. Dass die romantische Theorie selten aufgeht, bei der der neue starke Mann an der Bande seine Mannschaft nach seinen Ideen und Überzeugungen selbst aufbaut, sollte wohl jedem bewusst sein. Doch wer auch immer bei den Dreihelmenstädtern gerade seinen Traum vom Kaderplaner verwirklicht, beweist - wie wir Hobby-Spanier sagen würden - Cojones!

Sucht die Kellerräume auf! Das Trainerbeben der DEL2 lässt einen bisher nie dagewesen Ausschlag auf der Richterskala zu. In Kassel scheint nach dem Halbfinal-Aus zumindest auf der Trainerbank die heile Welt zu herrschen, Bad Nauheim holt den Untergang der deutschen Kaugummi-Regale zurück und in Landshut schwirrt ein Name aus der Kategorie „Was? Nein! Ehrlich? UFF!“ herum. Nun, ich kündigte in der letzten Kolumne eine wohl akribische Prüfung der von Huskies-Headcoach Woodcroft geleisteten Arbeit an. Joa, kam nicht. Dafür aber ein klares Bekenntnis zum Kanadier und auch wenn das in mir durchaus Skepsis auslöst, halte ich diese Entscheidung für ein eindrucksvolles und wichtiges Zeichen. Wenn die Idee Eishockey zu spielen überzeugen konnte, warum dann was ändern? Der Standort entwickelt sich von Enttäuschung zu Enttäuschung weiter, wohlgemerkt in die richtige Richtung. Wenn Bad Nauheim den Namen Peter Russell auf den Schreibtisch bekommt, muss ein unterschriftsfähiger Vertrag aufgesetzt werden. Das ist genauso einfach, wie es klingt. Meiner Meinung nach wechselt die Gefühlslage beim Schotten mit Bösewicht-Potenzial für Hollywood etwas zu einfach zwischen Abenteuer und Heimweh hin und her, dennoch ist er das fleischgewordene „Level up“ - jahrelange Vereinstreue kann ja dann noch kommen. Über Landshut reden wir vielleicht nächste Woche, das haben wir noch nicht abschließend verifiziert und ich vor allem noch nicht verdaut.

Chapeau! Nehmen wir mal die Ausgangslagen der beiden Finalstandorte Ravensburg und Dresden. Ein wenig "David gegen Goliath" ist es dann ja schon und damit will ich den Towerstars einfach mal ein riesiges Kompliment machen. Schon wieder gelang es ihnen vor einem Krefeld oder Kassel über die Ziellinie zu kommen und das, obwohl sie zu keinem Zeitpunkt der Saison überhaupt ihr Kontingentspieler-Kontingent - was ein Wort - ausgeschöpft haben. Mit einem Hauch weniger Pech, vielleicht auch Raffinesse, hätten sie den Eislöwen am Montagabend sogar den süßen Geschmack eines PENNY-DEL-Aufstieges verbittern können und diese damit noch vor Spiel vier ins Tal der Ratlosigkeit schicken. Egal was nun heute Abend passiert, ich ziehe mein Cappy vor dem Geleisteten der Oberschwaben. Das ist wovon wir - sogenannten - Experten bei „starkem Teambuilding“ sprechen. Da kann aufgrund begrenzter finanzieller Mittel nicht die Scorerliste der letzten Jahre verpflichtet werden, da muss Puzzlestück für Puzzlestück umgedreht werden und für den Erfolg zusammenpassen. Mhhhh, wie passend, dass es ausgerechnet den Ravensburgern Jahr für Jahr gelingt.

*Ich habe lang hin und her überlegt, ob ich mich diese Woche schon der Situation um die Eispiraten und deren Stadionproblematik widmen will. Nein. Für den Moment ist mir das alles noch zu undurchsichtig und den Tanz über ein Minenfeld gewinnt man in den seltensten Fällen. Für den Moment bin ich froh, dass sich beide Seiten Richtung Happy End bewegen und hoffe zu diesem kommende Woche bereits gratulieren zu dürfen.
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Erik Pannach