Leons Traum
Leon Gawanke hat bei den San José Sharks unterschrieben. Was das für ihn, die Sharks und die Adler Mannheim bedeutet, versuchen wir in den folgenden Zeilen etwas genauer darzulegen.

(Foto: City-Press)
Ich nehme euch mal mit in meine Kindertage. Mit ungefähr 13 Jahren habe ich mir einen Nintendo DS zu Weihnachten gewünscht, um am zweiten Weihnachtsfeiertag mit meinen Freunden in der Nachbarschaft ein großes Mario-Kart-Turnier spielen zu können. Das Problem: Ich hatte mir den Nintendo so kurzfristig gewünscht, dass meine Eltern ihn mir zwar zusagten, ich aber aufgrund der Feiertage bis NACH dem zweiten Weihnachtsfeiertag warten musste, bis er ankam. Eine Katastrophe.
Ungefähr so müssen sich die Fans der Adler Mannheim gerade fühlen. Mit Leon Gawanke nahm man den Nintendo DS unter den deutschen Verteidigern unter Vertrag, erhält diesen nun aber doch nicht. Zumindest nicht rechtzeitig zur kommenden Saison. Denn der Gawanke-DS hat vergangene Nacht bei den San José Sharks in der NHL unterschrieben – das wiederrum lässt den Vertrag mit den Adlern ruhen.
Doch keine Sorge, lieber Adler-Fans: Man darf sicher sein, dass – auch durch die noch laufende NHL Free Agency – noch echte Hochkaräter auf den Markt gespült werden. So muss man für den Gawanke-Ersatz zwar vielleicht eine Kontingentposition befüllen, hat mit dem von der Berliner Zeitung gerüchteten Gehalt von 240.000€ (netto + Prämien) aber auch einen ordentlichen Batzen Geld für weitere Kracher neu zur Verfügung.
Apropos Gehaltsscheck: Aus Gawankes Sicht lohnt sich die Unterschrift in San José auch finanziell. Dem deutschen Defender sind $325.000 garantiert. Der 24-Jährige hat einen sogenannten Two-Way-Contract für ein Jahr unterschrieben. Das bedeutet, dass die Sharks ihn problemlos auch in die AHL schieben könnten und dabei keine Gefahr laufen, dass Gawankes Rechte von einem anderen Team geklaut werden. Sollte sich der Verteidiger in der Saisonvorbereitung aber nachhaltig für die NHL empfehlen, stünde sogar ein Gehalt von $775.000 Dollar im Raum.
Kommen wir zu dem Teil, der vielleicht am spannendsten ist: Schafft es Gawanke endlich, sein erstes NHL-Spiel in die Vita zu bekommen? Der Vize-Weltmeister hat nicht nur eine starke WM gespielt, sondern auch seine mit Abstand beste Vereins-Saison. In Manitoba brach er mit 20 Treffern sogar einen Franchise-Rekord. Sein neuer Verein befindet sich mitten im Rebuild. Das bedeutet, dass in der kommenden Saison noch nicht mit Playoff-Eishockey zu rechnen ist. Stattdessen baut man sich einen Pool (oder besser Shark Tank?) an Talenten auf, die in den nächsten Jahren das Grundgerüst bilden sollen.
Gute Voraussetzungen also für Gawanke. Mit Ferraro, Benning, Vlasic und Karlsson sind aktuell nur vier Defender im Sharks-Roster, die letzte Saison mehr als 50 NHL-Spiele bestritten. Star-Defender Karlsson wird derweil von einigen anderen Clubs intensiv umworben. Sollte der Schwede gehen und kein passender Ersatz kommen, hätten die Sharks mit Burroughs und Benning nur noch zwei Rechtsschützen mit NHL-Erfahrung im System. Weg frei für die Leon Laser!
Es wird auf die Eindrücke im Trainingscamp und in der Pre Season ankommen. Klar ist aber schon jetzt, dass die Chance von Leon Gawanke auf NHL-Einsätze nie größer gewesen ist. Ich drücke dem Nintendo DS der NHL die Daumen und hoffe, dass er schon vor dem zweiten Weihnachtsfeiertag den Durchbruch schafft.
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Simon Rentel