NHL-Guide
Während wir in Europa schon mittendrin in der geilsten Zeit des Jahres sind, stehen in Nordamerika die Playoffs noch vor der Tür. Zuletzt kamen aus der Community Fragen auf, wie denn die NHL überhaupt funktionieren würden. Deshalb hier unser Versuch euch die großartigste Eishockeyliga der Welt etwas näher zu bringen.

(Foto: IMAGO - USA Today Network)
Fangen wir mal ganz allgemein an: In der National Hockey League treten 32 Teams, sogenannte Franchises (ihr kennt das Prinzip vielleicht von der Fast-Food-Kette eurer Wahl), an, um den Stanley Cup zu gewinnen. Unterteilt ist die Liga in die Eastern und die Western Conference, welche wiederum in zwei Divisions mit jeweils acht Teams unterteilt sind. In der Eastern Conference ist dies die Atlantic und die Metropolitan Division, im Westen die Central und die Pacific Division.
Ein Team bestreitet in der Regular Season, der Hauptrunde, ganze 82 Spiele. Jeweils drei oder vier Spiele (insgesamt 26) gegen die Teams aus der eigenen Division, jeweils drei Spiele (insgesamt 24) gegen die Teams aus der anderen Division in der eigenen Conference und je zwei Spiele (insgesamt 32) gegen alle Teams aus der anderen Conference. Lasst mich euch ein Beispiel geben: Die New York Rangers spielen in der Metropolitan Division. Gegen Teams wie die Washington Capitals würden sie daher drei oder vier Partien bestreiten, gegen Teams aus der Atlantic Division wie die Toronto Maple Leafs drei Spiele und gegen Teams aus dem Westen wie die Edmonton Oilers zwei Spiele pro Regular Season.
Nach den 82 Spielen in der Hauptrunde folgen die Playoffs und hier wird es etwas komplizierter. 16 Teams qualifizieren sich für die Post-Season. Die ersten drei Plätze jeder Division sind gesetzt, hinzu kommen die zwei besten Teams einer Conference, welche es nicht unter die ersten drei ihrer Division geschafft haben, die sogenannten „Wild-Card-Teams“. In den Playoffs werden die beiden Conferences zunächst getrennt. In der ersten Runde der Playoffs treffen die beiden Divisionsieger auf die beiden Wild-Card-Teams und der zweite auf den dritten Platz der Division. Gespielt wird, wie auch in Europa üblich, im Best-of-seven-Format. Nach drei Runden stehen die Sieger der Western und Eastern Conference fest, welche anschließend den Stanley-Cup-Sieger unter sich ausmachen.
Kaum hat der Sieger seine Parade abgehalten beginnt auch schon die neue Saison mit dem NHL Entry Draft. Hier sichern sich die Teams nacheinander die Rechte an den aufstrebenden Nachwuchsspielern. Die Vergabe der Vertragsrechte erfolgt jedoch nicht willkürlich, sondern folgt einer genauen Reihenfolge. Grundsätzlich gilt: Je schlechter ein Team in der vorherigen Saison abgeschnitten hat, desto früher ist es an der Reihe einen Spieler zu „picken“, sprich sich die Rechte an diesem zu sichern. Die vorderen Picks werden zudem ausgelost. Auch hier gilt, dass die schlechteren Teams die größeren Chancen auf den First-Overall-Pick haben. Die Draft Lottery soll verhindern, dass Teams in einer Saison absichtlich verlieren, um ihre Chance auf ein Ausnahmetalent wie Connor Bedard zu maximieren. Ob es diese Problematik wirklich vollständig aus der Welt räumt sei an dieser Stelle mal dahingestellt.
Ähnlich wie der Draft hat auch der Salary Cap die Chancengleichheit zwischen den NHL-Teams als Ziel. Der Salary Cap, die Gehaltsobergrenze, liegt derzeit bei 83,5 Millionen US-Dollar. Heißt, ein Team darf maximal diesen Betrag pro Saison an seine Spieler ausschütten. Im Gegensatz zur DEL stehen den Teams so dieselben finanziellen Möglichkeiten zur Verfügung und jedes Team hat mit guter Arbeit die realistische Chance in den nächsten Jahren den Stanley Cup zu gewinnen.
Neben dem US-Dollar gibt es in der NHL noch eine zweite „Währung“, nämlich die bereits angesprochenen Draft Picks. Grundsätzlich hat jedes Team pro Draft sieben Picks, einen in jeder Runde des Drafts. Jene Picks können, wie die eigenen Spieler, auch genutzt werden um einen Spieler von einem anderen Team zu erwerben. Vor der Trade Deadline (ab einem bestimmten Punkt in der Saison können keine Trades mehr abgeschlossen werden) gaben zum Beispiel die Ottawa Senators einen Erstrundenpick und zwei Zweitrundenpicks an die Arizona Coyotes ab für den Verteidiger Jakob Chychrun. Ablösezahlungen wie beispielsweise im Fußball kennt die NHL nicht. Logischerweise sind Picks in den früheren Runden mehr wert als welche aus den späteren Runden, da in den frühen Runden noch mehr Top-Talente zur Verfügung stehen. Ein Erstrundenpick ist wie ein 50-Euro-Schein, ein Siebtrundenpick nur noch eine Ein-Euro-Münze.
Zudem kann es vorkommen, dass ein Spieler vorerst für nichts, keinen Spieler und auch keinen Pick, getraded wird. Dabei spricht man von „Future Considerations“, eine Art Platzhalter. Über die Gegenleistung wird erst zu einem späteren Zeitpunkt entschieden. Genutzt wird dies häufig, wenn ein Team einen Spieler von seiner Gehaltsliste streichen möchte, jedoch kein anderer General Manager bereit ist einen Spieler oder Draftpick für diesen aufzuwenden, grundsätzlich aber ein gewisses Interesse an dem Spieler hat.
Bei Trades haben die Spieler nur ein begrenztes Mitspracherecht. Jedoch gibt es Spieler, die in ihrem Vertrag eine „No-Trade-Clause“ verankert haben. So kann ein Spieler nicht ohne dessen Zustimmung transferiert werden. Diese gibt es auch in einer abgemilderten Form, bei welcher ein Spieler vorab eine Liste in seinen Vertrag implementiert mit Teams, zu denen er nicht getraded werden darf.
Stichwort Verträge: Läuft der Vertrag eines Spielers aus, ist er entweder ein Unrestricted Free Agent (UFA) oder ein Restricted Free Agent (RFA). Abhängig ist dies von verschiedenen Faktoren wie zum Beispiel dem Alter des Spielers. Ein UFA kann über den Sommer hinweg bei einem beliebigen Team einen neuen Vertrag unterschreiben und künftig dessen Trikot überstreifen. Komplizierter ist die Situation mit einem RFA. An einem RFA hält sein Team noch immer die Rechte an dem Spieler. Im Sommer kann der Spieler zwar bei einem anderen Team einen Vertrag unterschreiben, dieses muss jedoch zusätzlich noch die Rechte an dem Spieler mit Draftpicks erwerben. Alternativ hat sein ursprüngliches Team auch die Möglichkeit den bei einem anderen Team unterschriebenen Vertrag zu „matchen“, ihrem Spieler also denselben Vertrag bei sich zu bieten, der er bei einem anderen unterschrieben hat. Um es kurz zu machen: Ein UFA zu sein ist vorteilhaft für den Spieler, da er alle Freiheiten besitzt. Ein Spieler als RFA ist eher vorteilhaft für sein ursprüngliches Team, da der Spieler weiterhin an es gebunden ist und es kompensiert wird sollte man den Spieler abgeben.
Wir hoffen, wir konnten mit diesem Guide einige Fragen aus dem Weg räumen und Interesse an der NHL wecken. Sollte es dennoch weitere Fragen geben, vielleicht auch zu Details, auf die wir in diesem Blog nicht eingegangen sind, schreibt uns gerne über die bekannten Kanäle. Mit dem Eisblog seid ihr auch diese Saison bestens informiert über das Rennen um den prestigeträchtigen Stanley Cup.
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Paul Modebach