Wiedererstarkte Berner

Ich erinnere mich noch an die Meldung damals: "Dominik Kahun drei Jahre beim SCB". Ich dachte nur: "Schade für die DEL, umso geiler für ihn!" Der SC Bern ist 16-maliger Schweizer Meister, hat einen der höchsten Zuschauerschnitte in ganz Europa und ist titelhungrig!

Vorschau

(Foto: SC Bern/Tom Hiller)

Inzwischen verbringt Dominik Kahun seine dritte Saison in Bern. Ursprünglich wäre nach dieser Saison sein Arbeitspapier ausgelaufen, doch die Schweizer haben schnell erkannt, was sie an ihm haben. Folgerichtig haben sie seinen Vertrag vorzeitig bis 2027 verlängert. Dominik Kahun fühlt sich in der Schweiz sichtlich wohl und ließ die NHL-Klausel aus seinem Vertrag streichen. Er persönlich kann sich aktuell nicht vorstellen, dass er nochmal nach Nordamerika geht. Er fokussiert sich auf Bern – und auf die deutsche Nationalmannschaft. Und diesen Fokus merkt man ihm und seiner persönlichen Punkteausbeute auch an. Dominik Kahun ist einer der Topspieler in Bern. In seinen 25 bestrittenen Partien erzielte er acht Tore und 16 Vorlagen.

Im Vergleich zur letzten Saison gab es in Bern wieder einige Veränderungen. Toni Söderholm wechselte nach München, und für ihn kam ein echter Kracher im europäischen Eishockey: Jussi Tapola. Wer ihn nicht kennt, sollte den Namen mal googeln (Back-to-back-Champion als Trainer in Finnland und zusätzlich noch 22/23 die CHL gewonnen). Es kamen einige Topspieler, die sich bereits einen Namen gemacht haben (Adam Reideborn, Corban Knight, Patrick Nemeth oder Joona Luoto), doch man gab auch einiges an bekannten Namen ab (Chris DiDomenico, Cody Goloubef oder Martin Frk).

Diese Saison läuft es für Dominik und seine Berner. Er sagt im Eisblog-Interview, dass der große Unterschied zur letzten Saison das Selbstvertrauen sei. Das Auftreten sei zwar nicht perfekt, aber auf jeden Fall ein Unterschied zu den letzten Jahren. "Wir haben noch 22 Spiele, die wir nutzen wollen, um den direkten Playoffeinzug einzutüten. Vor Weihnachten stehen uns noch zwei Spiele bevor und da wird es wichtig zu punkten", so Dominik Kahun.

Dominik Kahun spricht in den höchsten Tönen über seinen neuen Kollegen Adam Reideborn. "Adam Reideborn spielt wirklich Weltklasse. Er hilft uns sehr und hat uns schon einige Spiele gewonnen. Einen Torwart seiner Klasse zu haben, ist sehr viel wert. Er hat in der KHL bereits Titel gewonnen und ist ein sehr, sehr starker Rückhalt für uns." Doch auch für seine anderen Kollegen hat er nur lobende Worte übrig, sei es, wie schnell sie sich eingefunden haben, oder zu ihrer Erfahrung.

Den Titelhunger in Bern kann Dominik auch nicht abstreiten. "Durch die großen Erfolge in der Vergangenheit ist das Gewinnen zur Gewohnheit geworden. Wir haben aber als großes erstes Ziel die direkte Qualifikation der Playoffs. So wie ich es bisher erlebt habe, sind die Playoffs in der schweizer Liga unberechenbar. Man kann wirklich nicht voraussagen, was passiert."

Auf die Frage nach seinem besten und schlechtesten Spiel antwortete der Nationalspieler ehrlich: "Mein bestes Spiel war vermutlich letzte Saison in den Playoffs gegen Biel. Es müsste Spiel drei in Biel gewesen sein. Das Spiel war sehr ausgeglichen, und es ging hin und her. Dort konnte ich dann zwei wichtige Tore erzielen. Mein schlechtestes Spiel war vermutlich diese Saison beim 1:6 gegen Zürich daheim. Da lief es gar nicht gut."

Für mich ist Dominik Kahun das deutsche Aushängeschild im europäischen Eishockey. So musste ich ihn fragen, was ihm mehr bedeutet: die Olympia-Silbermedaille von 2018 oder die WM-Silbermedaille von 2023? "Es ist immer eine große Ehre, wenn ich für Deutschland spielen darf. Es war mein Kindheitstraum, bei solchen großen Events dabei zu sein, und dass es so kam, dafür bin ich überaus dankbar. Zwei Medaillen zu gewinnen, ist schon Wahnsinn! Ich kann das immer noch nicht so ganz realisieren. Was jetzt besser oder schöner ist, ist wirklich schwer zu sagen. Um ehrlich zu sein, ist es kaum zu beantworten. Ich denke, dadurch, dass Olympia nur alle vier Jahre ist, ist es ein bisschen wertvoller. Aber das, was wir bei der WM geschafft haben - ohne Worte! Es war eine unglaubliche Story. Ich kann mich wirklich nicht entscheiden, aber was ich sagen kann, ist, dass es die beiden größten Erfolge meiner Karriere sind."

Blicken wir auf den 24.05.2023. Deutschland besiegt die Schweiz im Viertelfinale der WM 3:1. Schon wieder! Da drängte sich die Frage auf, ob er seinen Teamkollegen aus Bern den ein oder anderen Spruch drückte, doch laut Dominik man nahm es sportlich, und alle haben ihm zu dem verdienten Sieg gratuliert.

Wieder in der Gegenwart angekommen, schauen wir wieder auf den SC Bern. Dominik erzählt, dass alles in der Mannschaft diese Saison stimme und sich alle gut verstehen würden. Man unternehme viel gemeinsam und die Importspieler wohnen alle recht nah beieinander und sehen sich entsprechend öfter auch am Nachmittag.

Man steht aktuell auf Platz fünf, hat vier Punkte Rückstand auf Lausanne und drei Punkte Vorsprung auf Lugano. Die vorher angesprochenen Spiele vor Weihnachten sind zuhause gegen Ajoie und in Kloten. Bern hat diese Saison bislang 22,22% Powerplay und 79,45% Penalty Killing, kombiniert ist man hier also über 100%, was durchaus solide ist. Aktuell ist man sowohl in Überzahl als auch in Unterzahl besser als man es letzte Saison noch war, und auch das zeigt wieder, dass es der SC Bern nach holprigen Jahren wieder auf Kurs ist.

In einem Video aus Münchner Zeiten erzählte Toni Söderholm, dass Dominik zu ihm sagte, er sei der König von München. Wie war das wohl in Bern? War Toni für Dominik auch der König von Bern? "Das war damals lustig mit Toni. Ich weiß gar nicht mehr, wie es zustande kam. Bestimmt hat Toni damals einen Spruch rausgelassen und ich als junger Spieler wollte natürlich einen coolen Konter geben, also habe ich das gesagt. Inzwischen bin ich ein bisschen älter geworden und habe es ihm in Bern nicht mehr gesagt (lacht). Es war damals eine witzige Sache und eine coole Zeit in München, an die man gerne zurückdenkt."

Wo wir bei München sind, drängt sich doch die Frage auf, ob wir Dominik noch einmal in der DEL sehen werden. "Das ist ähnlich wie mit dem Thema NHL. Ich habe es aktuell nicht im Kopf. Natürlich denkt man ab und zu über die Zukunft nach, aber ich versuche das schnell abzuschütteln, was nach meinem Vertrag in Bern sein wird. Ich habe nach der Saison noch drei Jahre Vertrag. Man weiß ja nie, was passiert, wie man performt oder ob man gesund bleibt. Natürlich kann ich es mir vorstellen, eines Tages noch einmal in Deutschland zu spielen, aber ich will mich wirklich nur auf Bern fokussieren und Erfolge mit Bern feiern", so der sympathische Nationalspieler.

Ich kann wirklich nur sagen, dass ich dir, Dominik (Kahun Kahun Kahun), nur das Beste für die kommenden drei Jahre in Bern wünsche und weiterhin auf viele Erfolge mit der deutschen Nationalmannschaft hoffe. Vielen Dank an dieser Stelle für deine Zeit und wir vom Eisblog drücken dir und deinem SC Bern die Daumen, dass du nach dem Silber im Sommer 2023 etwas Goldenes im Jahr 2024 bekommst!