Whats up, Berlin?

Disney verliert die Urheberrechte an der allseits beliebten Figur „Winnie Pooh“ und so erleben wir in 2023 eine Horrorversion des märchenhaften Honigliebhabers in den Kinos. Wie schnell aus einem Märchen ein Horrorfilm wird, wissen auch die Eisbären Berlin. Auf die Titelverteidigung folgt der gnadenlose Absturz, der zwischenzeitlich sogar im Abstiegskampf mündet und erst kurz vor Ende der Saison wieder vorsichtige Sonnenstrahlen am Fernsehturm vorbeilässt.

Vorschau

Das Positive: Der Blick bleibt geschärft

Während eines der dunkelsten Kapitel der Eisbären-Vergangenheit, erstmals seit 22 Jahren fanden die Playoffs ohne die Berliner statt, bleibt der Blick für das Wesentliche geschärft und so behält Headcoach Serge Aubin das Ruder in der Hand. Sind wir mal ehrlich, die Kaderzusammenstellung oblag zu großen Teilen nicht ihm und der Qualitätsrückgang war auch vor dem ersten Spieltag schon offensichtlich. Die sich entwickelnde Abwärtsspirale konnte er zwar nicht entscheidend aufhalten, doch die zuvor gewonnen Titel überwogen für die Verantwortlichen und das ist auch richtig so.

Unwort des Jahres: Starter

Irgendwo zwischen Mut und Selbstüberschätzung lag die Entscheidung auf den abgewanderten Meistergoalie Mathias Niederberger das talentierte Duo um Ancicka und Markkanen folgen zu lassen. Erstgenannter ist zweifelsohne höchst talentiert und Zweitgenannter hatte zwar quasi keinerlei Erfahrung im Profibereich, roch aber nach einer Chance. Unter dem Strich kann der Finne nun als Missverständnis verbucht werden, Ancicka machte zwar das Beste aus dieser Saison, nutzte sie für Werbung in eigener Sache. Der sportliche Erfolg des Teams litt dennoch unter der fehlenden adäquaten Nachbesetzung Niederbergers.

Der Blick nach vorn: „Three of a kind”

Marcel Noebels und Leo Pföderl bekommen ihren Verbündeten im Kampf gegen die bösen Schlussmänner der DEL zurück und auch wenn der damit gemeinte Blaine Byron in Schweden eine eher durchwachsene Saison erlebte, sprechen wir von einem „Back-to-the-roots“-Transfercoup. Berlin braucht Positives, Optimismus, dass Dinge funktionieren und schon wären die Handlungsfelder gar nicht mehr groß. Auch aus diesem Grund ist diese, wie einige andere Amtshandlungen ein richtiges Signal und geben ein „Wir wissen was es jetzt braucht“ vor.

Das Team: 23/24: Aus den Fehlern gelernt?

Beim Großteil der ersten Personalentscheidungen dürfte sich Optimismus unter den Anhängern ausbreiten und den würde ich als berechtigt deklarieren. Mit Tobi Eder und Blaine Byron wurde Feuerkraft verpflichtet, Andrew Rowe bringt dieses Potenzial ebenso mit. Neben einem entwicklungsfähigen, spielstarken Ben Finkelstein und durch die Gerüchteküche reingespülte Namen á la Wissmann kommen dann sogar Meistergefühle auf. Doch langsam reiten, liebe Hauptstädter. Das Tor ist erneut mutig besetzt und sollte das Saisonziel „Meisterschaft“ ausgegeben werden, möchte ich eins ganz deutlich sagen: Jake Hildebrand ist ein starker Goalie, aber er ist kein Mathias Niederberger.

Die Zielsetzung: Wir gehören zum Top-Trio!

Es wäre doch deutlich vermessen sich kommende Saison direkt an der Tabellenspitze zu erwarten und durchaus auch sympathischer das mit Tiefstapeln zu erreichen. Der Mannschaftskern trägt das Sieger-Gen ohnehin in sich, benötigt lediglich die Überzeugung und das Selbstbewusstsein zurück. Die neuen Namen, bereits angekommen oder nur kolportiert, dürften ihren Teil dazu beitragen. Das Saisonziel muss sich kompromisslos in der Top-Vier finden lassen und wäre dann ordentlich und realistisch eingeordnet, ein knappes mögliches Verfehlen auf die Ränge fünf oder sechs ist dann auch kein Weltuntergang.
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Erik Pannach