Ein modernes Staatsangehörigkeitsrecht

Die Ampelparteien planen die Vereinfachung des Erhalts der deutschen Staatsbürgerschaft. Was das für Eishockey-Deutschland bedeuten kann und wie der aktuelle Stand ist, zeige ich in den folgenden Zeilen auf. (Wow, warum erinnert mich der Satz an JEDE Studienarbeit, die je geschrieben wurde?)

Vorschau

(Foto: Pauline Manzke / Selber Wölfe) 

Ich gebe es zu: Die Politik ist für mich ein wunder grauer Punkt auf der Wissensliste. Die Nachrichten werden verfolgt, aber wehe man fragt mich nach den Namen einzelner Minister*innen. Zumindest das mit dem Gender-Sternchen funktioniert aber schon ganz gut. Eine Nachricht ist mir Letzens dennoch um die Ohren geflogen: Es geht um Seite 94 des ellenlangen, im Jahre 2021 geschlossenen, Koalitionsvertrags. „Wir schaffen ein modernes Staatsangehörigkeitsrecht“, steht es dort in wohlklingenden Worten geschrieben.

Im Klartext soll das bedeuten, dass es für Menschen ohne deutschen Pass in Zukunft leichter werden soll, eben jenen zu erhalten. *JUBEL AUS BREMERHAVEN*. Na gut, der Witz ist etwas ausgelutscht. *JUBEL AUS ISERLOHN*. Geht der Entwurf von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (musste nur die Schreibweise googeln - ehrlich) durch, könnten ausländische Spieler in deutschen Profiligen bereits nach drei Jahren in der Bundesrepublik einen deutschen Pass erhalten. Das ist unter anderem an herausragende berufliche Leistungen gekoppelt. Zudem soll es möglich sein, die ursprüngliche Staatsangehörigkeit zusätzlich zu behalten. Letzteres war bisher besonders für Kanadier ein wunder Punkt, da diese ansonsten Anspruch auf bestimmte Berufe für die Karriere nach der Karriere im Heimatland verloren.

Klarheit, ob der Gesetzesentwurf im Bundestag Bestand haben wird, ist für die nächsten Wochen wahrscheinlich. Die Opposition aus Union und AfD (oh Wunder) sträubte sich zuletzt noch dagegen. Oder um es in den Worten von Dr. Gottfried Curio (AfD) zu sagen: „Sie verschleudern den Pass an ungenügend Integrierte“. Man halte davon, was man wolle.

Doch spinnen wir das Rad mal weiter und gehen wieder zum Sportlichen über: Der Entwurf wird zum Gesetz, die Hürde fällt von acht Jahren in Deutschland auf fünf oder gar drei. Für den Eishockeysport würde das wohl enorme Konsequenzen nach sich ziehen. Die aktuelle Kontingentregelung würde ad absurdum geführt werden, denn mit den richtigen Argumenten und einem guten Deutschlehrer könnten bereits nach drei Jahren sämtliche Spieler mit einem ausländischen Pass eingebürgert werden.

Aktuellstes Beispiel in dieser Diskussion ist Selbs Nick Miglio. Er kann (gut genug) deutsch und geht kommende Saison wohl in sein fünftes Jahr in Deutschland. Auch ohne die – oben beschriebenen – „herausragenden beruflichen Leistungen“, die man Miglio aber wohl ohnehin nachweisen könnte, hätte der Texaner dann Anspruch auf einen deutschen Pass.

Bei einer Drei-Jahres-Hürde wären sogar Jungs wie Nigel Dawes, Julian Melchiori oder Hunter Garlent im Stande ab der Spielzeit 2023/24 als Deutsche aufzulaufen – alles unter Vorbehalt der Deutsch-Kenntnisse und eigenen Bereitschaft. Ein heikles Thema, das das Thema „Kontingentregelung“ mindestens mal auf einen großen, runden Tisch bringen muss. Und das bitte nicht erst im Sommer.
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Simon Rentel