Fünf Minuten wegen Meinung – DEL2
Lebkuchen wandern in die Regale, die Christkindlmärkte beginnen mit den ersten Holzbauten und die Klamottengeschäfte verramschen die letzten Badehosen-Bestände. Was dazu noch nicht so recht passt sind die Temperaturen jenseits der 20-Grad-Marke, aber wer braucht schon ein Thermometer für zapfige Stimmung?

(Foto: JMD)
Leiderprobte Fans der roten und blauen Teufel oder dem Klima entsprechenden Pendant - den Eisbären, auf alle Fälle nicht. Diese DEL2 produziert weiterhin Geschichten am Fließband und lässt dabei erste kleine Tendenzen zu, auch wenn für diese die gute, alte, verstaubte Sherlock-Holmes-Lupe aus dem Nachtkästchen gekramt werden muss. Die wichtigste Frage, die nach dieser Einleitung aber offenbleibt: Wer zur Hölle isst im Oktober schon Lebkuchen?
IST! DAS! SCHÖN! Die Frage nach dem Tor der Woche war ja wohl eine bodenlose Frechheit. Selbst für einen Jahresrückblick wären diese Vorschläge aus dem Regal gekommen, für das in jeder Drogerie ein Angestellter zum Aufsperren gerufen werden muss und da schaffen es die ebenso sehenswerten Solos von Rihards Marenis (EPC) oder Matthew Santos (RVT) noch nicht mal in die Top fünf. Wer besagte Tore gesehen hat weiß nun, dass Drew Leblanc für diese DEL2 eine Nummer zu groß sein kann, Rosenheims und Krefelds Kombinationen einem Pakt mit dem Teufel entspringen müssen und TRISTANKECK ein Cheatcode für „du bist doppelt so schnell, wie alle Gegner“ ist. Auch Tor Immo schafft den Sprung in diese Spitzen-Riege. Mit seinem Sieben-Punkte-Auftritt im Derby gegen Regensburg schreibt er dabei zwar erstmal Geschichte, da ein Neudruck der EVL-Chronik wohl doch zu preisintensiv ist, einigen sich Liga und Club im Nachgang auf eine Fünf-Punkte-Reduzierung.
Am Aluhut basteln! Freunde, ich bin da was auf der Spur. Die Puzzlestädter spielen diese Saison zweifelsohne herausragendes Eishockey, auch wenn mir ein Rätsel ist, was das Power-Powerplay der DEL2 am vergangenen Sonntag aus seinem Überangebot von Überzahlsituationen gemacht hat. Beim Blick auf die letzten vier Spiele fiel mir aber etwas… sagen wir „seltsames“ auf. In drei Fällen besuchten deren Gegner teils mehr als 30 Minuten die Strafbank. Ein Zufall? Dass Spiele gegen die Towerstars ähnlich angenehm sein können, wie ein angehauener Zeh an der Türschwelle ist allseits bekannt. Offenbar scheint auch das dafür zuständige Mindset dieses Jahr wieder eine der baden-württembergischen Spezialitäten zu sein. Vor allem aber aus sportlicher Sicht sind die Drohungen der Bo-Subr-Truppe ernst zu nehmen. Was die Herren Dietz, Santos, Sharipov oder Latta – viele weitere Nennungen möglich – schon im ersten Saisonviertel abspulen ist ein klares Händereichen zur DEG.
Musst du kompensieren können! In deutlich zu hoher Frequenz erreichen uns Nachrichten, in denen ungenügende Leistungen mit ausfallendem Personal kompensiert werden sollen und hier kommt nun meine Sammelantwort: NEIN! Da lobe ich mir doch jedes Pauseninterview der Spieler selbst, denen unabhängig der Standorte ein „Das darf als Ausrede nicht zählen“ über die Lippen schnalzt. Die Sorgenfalten im Gesicht des Fuchses könnten bei Ausfällen der Kaliber Grafenthin, Morrone oder Sezemsky gigantisch sein, doch ihr werdet keine finden. Mund abputzen, weiter geht’s, mit Bad Nauheim und Weiden zumindest mal die Teams im bedrohlichen Rücken niederringen. Stark! Etwas düsterer wirkt die sich androhende Unwetterfront parallel dazu nun auch in Regensburg und Selb, für die es vor der Länderspielpause zu richtungsweisenden Spielen kommt.
Eine immer noch absurd enge DEL2 lässt nach fast anderthalb Jahren nun endlich mal wieder halbwegs logische Erkenntnisse zu, so finden wir unter den ersten sechs Plätzen tatsächlich alle PENNY-DEL-Lizenz-hinterlegten Teams und im Keller die prognostizierten Sorgenkinder. Ein wenig werde ich dabei zwar von den Starbulls überrascht, doch suche ich die Schuld hier klar bei mir. Schon in den ersten Auftritten von Oskar Autio war mir klar, dass diese Personalie so viel Gamechanger sein kann wie einst die Markteinführung des iPhones. Noch ein Ausblick auf die kommende Kolumne: Krefeld musste in fast der Hälfte ihrer Spiele in die Zugabe, was ich äußerst bemerkenswert finde. Ob ich „bemerkenswert“ positive oder negative Begleitung unterfüttere, muss ich mir noch überlegen.
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Erik Pannach