Wettrüsten gegen die Bedeutungslosigkeit

Es war der 13.06.2021 als diese Nachricht für ein Erdbeben in der deutschen Eishockeywelt sorgen sollte: „Jaroslav Hafenrichter wechselt aus der DEL direkt in die Oberliga.“ Ein Stürmer, den wahrscheinlich jeder DEL2-Verein mit Handkuss genommen hätte. Aber nein, er wechselt zum ECDC Memmingen. Für mich war das der Anfang einer Entwicklung in der Oberliga, die mit den letzten Transfers von Rosenheim und Hannover ihren Höhepunkt erreichte und mich sehr nachdenklich stimmt.

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(Foto: Andi Huber)

Wo soll das noch hinführen? Wie weit muss diese Schere noch auseinandergehen bis der Kurs geändert wird? In den Foren bzw. sozialen Netzwerken wird schon heiß diskutiert, dass die DEL2 ihre Strukturen ändern sollte. Eine Aufstockung der Liga auf 16 Teams oder sogar von einer Aufteilung in Nord und Süd ist hier die Rede bzw. der Wunsch. Aber wieso soll gerade die DEL2 ihre Strukturen anpassen? Nur weil Teams wie Weiden, Hannover oder Rosenheim, die früher durch Insolvenzen und andere finanzielle Schwierigkeiten ihren Weg ins Unterhaus selber ebneten, wieder mehr Geld zur Verfügung haben und es wie Neureiche zum Fenster rauswerfen? Ist es nicht sinnvoller, dass die Oberliga die Strukturen ändert, damit sich auch in den kommenden Jahren Teams wie Klostersee, Landsberg, Duisburg oder Essen diese Liga noch leisten können und nicht von der Eishockeylandkarte verschwinden?

Wenn ich mir die Kader der sogenannten „Aufstiegsaspiranten“ ansehe, denke ich mir, dass man nicht für die Zukunft plant, sondern für das Hier und Jetzt! Aber was passiert, wenn es einer geschafft hat? Die DEL2 ist eine Liga der jungen Spieler. Das älteste Team ist mit Abstand Aufsteiger Regensburg mit 27,34 Jahren. Im Vergleich sind die Tabellenführer Hannover (Nord) mit 29,92 Jahren und Weiden (Süd) mit 28,88 Jahren noch um einiges älter. Das Durchschnittsalter in der DEL2 (ohne Regensburg) liegt bei 25,03 Jahren. Und diese beiden Standorte sind nicht gerade für ihre gute Nachwuchsentwicklung bekannt. Woher sollen die beiden Teams, bei einem möglichen Aufstieg, die U23- und U21-Spieler herholen, die Qualität mitbringen und nicht nur auf dem Spielberichtsbogen stehen?

Und genau das ist der Punkt, wo die Oberliga ansetzen sollte. Eine Förderung für den Nachwuchs muss bereits im Unterhaus beginnen. Mit einer U23-Regelung würde die Oberliga dieses „Wettrüsten“ etwas eindämpfen und die Zukunft der Liga generieren. Natürlich hängen junge Spieler nicht wie Äpfel an den Bäumen, aber mit einem richtigen Konzept sollte es möglich sein, dass jedes Team zwei U23 Spieler aufstellen und Spielpraxis geben kann. So dass jeder Spieler ca. 5-10 Minuten Eiszeit pro Spiel haben sollte.

Denn so würden nicht nur die kleineren Teams in der Oberliga profitieren, sondern auch das gesamte deutsche Eishockey. Man bildet mehr junge Spieler aus, die möglichen Aufsteiger haben bereits einen Teil der Kriterien für die DEL2 erfüllt und das vorhandene Kleingeld wird sinnvoll investiert und nicht für überteuerte, altgediente DEL-Spieler, die noch ein bisschen was für die Altersvorsorge tun möchten.

Also, liebe Oberliga und lieber DEB: Habt den Mut neue Wege zu gehen um nicht diverse Eishockeystandorte in den kommenden Jahren zu verlieren.
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Daniel Chrupalla
 - Eisblog-Community
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