Herzbeben
Es ist soweit. Draft, Rookie Camps, Fitnesstests, Training Camps, alles ist überstanden und wir sind endlich in die Pre-Season der NHL gestartet. Also die richtige. Mit anderen Worten: Let´s fucking go.
(Foto: City Press)
Irgendwie vermisse ich sie ja schon, meine Morgenroutine. So schön die ersten Wochen nach dem Ende der NHL-Saison mit einem entspannten Aufstehen auch waren – irgendwie fehlt es, morgens mit Herzrasen aus dem Bett zu springen, die Ergebnisse der Nacht zu checken und für euch zuhause grafisch möglichst schnell und wertvoll aufzubereiten. Eines wird mir aber jetzt schon klar: Ich muss wieder lernen, kurze Sätze zu formen. Halleluja, was ein Monstrum an Satz zu Beginn dieses Blogs – sorry dafür.
Es kribbelt schon ordentlich. Gerade aus deutscher Sicht. (Zwei kurze Sätze, geht doch). Mit Leon Draisaitl haben wir ein Aushängeschild in der besten Liga der Welt. Er wird auch kommende Saison Dinge machen, die ein Leon Draisaitl eben so macht: Praktisch jedes Spiel punkten, zwischendurch mit Freundin Celeste den vierten Geburtstag von Hund Bowie feiern und einen weiteren Anlauf auf den Cup starten.
Wirklich spannend wird es bei den Deutschen, die mutmaßlich hinter Draisaitl in der Scoringliste auftauchen. Tim Stützle, JJ Peterka und Lukas Reichel eröffneten ihre persönliche Vorbereitungsphase direkt mit zwei Treffern. Na gut, ich muss den Hype-Train in guter alter DB-Manier ein bisschen einbremsen. In der Pre Season sind noch nicht die besten Teams auf dem Eis, dazu kam eines von Peterkas Toren im Shootout und bei Reichel handelte es sich nur um ein teaminternes Scrimmage. Aber geil ist es trotzdem, oder?
Gerade von Stützle erwarte ich große Dinge. Der Junge ist in den vergangenen eineinhalb Jahren dermaßen erwachsen geworden, dass ihm auch die Rolle als Nummer-eins-Center zugetraut wird. Ottawa ist ein Team to watch und kann richtig Spaß machen! Ähnlich geht es Peterka und Buffalo, die aber wohl noch ein Jahr länger brauchen um Richtung Playoffs zu schnuppern. Für den Deutschen gilt es, die Konstanz zu finden – war die zweite Saisonhälfte doch scoringtechnisch eher mäßig für die Top-sechs-Minuten, die er bekam. Im Sommer arbeitete Peterka viel mit Skillscoach Alex Kercs. Schafft also schon mal Platz in den Highlight-Reels, liebe NHL.
Weniger um Skills, mehr um Masse ging es im Sommer bei Lukas Reichel. Der Stürmer, der als Zweitreihen-Center neben Kurashev und Athanasiou eingeplant ist, wird sein Spiel auf ein neues Level heben und endgültig Fuß in der NHL fassen. Davon bin ich überzeugt. Go, Luki!
Realistisch gesehen haben in der „deutschen Scoringwertung“ Draisaitl und Stützle die Plätze eins und zwei sicher. Um Rang drei kämpfen Reichel, Peterka und – na klar – Mo Seider. Der Defender wird nach einem eher stagnierenden zweiten NHL-Jahr erneut durchstarten wollen. Leicht wird´s nicht, denn das Red-Wings-Team ist nur bedingt besser geworden.
Gleiches gilt im Übrigen für die Sharks um Nico Sturm und – Achtung – Leon Gawanke. Jaja, Letzteren haben wir Heinis in der NHL-Vorschau-Podcast-Folge vergessen. Nun bekam er im ersten Spiel das Vertrauen in der Starting Six. Wie gesagt: Ob der Verfügbarkeit der Starspieler sicher mit Vorsicht zu genießen, aber trotzdem eine nette Momentaufnahme. Gawanke hat gute Chancen auf NHL-Einsätze. Endlich, verdammt nochmal.
Grubauer wird an alte Leistungen anknüpfen und das Bierfass beim „Oktoberfest“ in Seattle auch zukünftig mit nur einem Schlag anzapfen. Ah ne, wartet mal. Es geht ja um´s Sportliche. Grubauer wird an alte Leistungen anknüpfen und seine Form aus den Playoffs bestätigen – das Ganze übrigens in einem Team, das im erweiterten Stanley-Cup-Favoritenkreis zu finden ist.
Ein kleines Augenmerk würde ich gerne noch auf Norwin Panocha werfen. Der Verteidiger aus Bayreuth spielt sich aktuell bei den Sabres in den Vordergrund. Ihr erinnert euch an den Start dieses Blogs: All diese Termine nahm Panocha mit. Erst der Draft, dann das Rookie Camp und jetzt auf einmal darf er Pre Season spielen. Der Junge überzeugt auf voller Linie, ist vor allem schlittschuhläuferisch eine Augenweide und nimmt als Siebtrundenpick einen ungewöhnlich steilen Aufstieg direkt nach dem Draft. Die Sabres haben ihn auf dem Zettel. Vielleicht reicht´s ja sogar schon zu einem ersten NHL-Spiel. Wir beim Eisblog werden euch darüber informieren – und zwar jeden Morgen kurz nach dem Aufstehen mit Herzrasen und dem gebannten Blick auf die Ergebnisse der Nacht.
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Simon Rentel