Abstiegkrampf

Es läuft die 24. Spielminute als ich beginne, diesen Blog zu schreiben. Die AEV-Kurve reckt die Hände in die Höhe und feuert recht lautstark an: „Auf geht´s, Panther“! Zu diesem Zeitpunkt steht es bereits 0:3 und Larry Mitchell sieht sich gezwungen, mit ruhigen aber bestimmten Worten auf sein Team einzuwirken.

Vorschau

(Foto: City-Press)

Nach zwei AEV-Siegen in Folge – klar, darunter einer durchaus glücklich – schien eigentlich alles auf Euphorie in Augsburg hinzudeuten. Doch schon auf dem Weg vom Plärrer zum Stadion gab es mehr Wortfetzen in die Richtung „wird heut eh wieder nichts“ als Vorfreude. Es ist schade, was derzeit in Augsburg passiert. Die Fans sind erstklassig, der Einlauf-Trailer – wenn auch nicht auf Haie-Niveau – ein Highlight und auch die Hotline für sexualisierte Gewalt im Stadion kann man nicht genug loben. Augsburg macht neben dem Eis vieles richtig. Bei Auftritten wie am heutigen Abend bringt ihnen das ab April aber nur wenig. 

Zum Spiel. Zunächst einmal: Ich gehe stark davon aus, dass Denis Reul das Trikot immer eine Nummer kleiner bestellt um noch massiver zu wirken. Ähnlich wie das Muscle-Shirt bei Bodybuildern. Was für eine Maschine, die da bei der Starting Six an der Blauen steht. Jan Urbas ist das alles egal, denn der Slowene trifft nach nur 21 Sekunden ins Kreuzeck zum 0:1. Erster Schuss, erstes Tor. 17 Schüsse später steht es 0:4 und Markus Keller kommt ins Tor. Nach der Auszeit bereits die zweite Notbremse, die Larry Mitchell ziehen muss.

Ein großes Problem sehe ich neben der taktischen Ausrichtung vor allem auch bei der Leidenschaft – und das ist im Abstiegskampf beileibe kein gutes Omen. Bei aller Liebe für das Bremerhavener Defensivspiel: Es kann nicht sein, dass ein Tabellendritter vor allem zu Beginn des Spiels mehr Schüsse blockt als ein Team, das mitten im Abstiegskampf steht. Zum wiederholten Male. Das Team ist nicht für die unteren Tabellenregionen zusammengestellt. In der Defensive finden sich mit Reul und Renner zwei Jungs, die sich nicht zu schade sind, sich in Schüsse zu werfen. Der Rest: Spielerisch und läuferisch brauchbare Verteidiger, die in der eigenen Zone aber keine Extrameile gehen. Das kann zum Problem werden. 

Klar: Die Fischtown Pinguins sind nicht zwingend die Kragenweite der Augsburger. Doch erinnern wir uns an die Auftritte zu Beginn der Saison: War das nicht geil als AEV-Fan? Dieser Spaß am Spiel ist dem Team komplett verloren gegangen. In der 35. Minute pilgern die Fans an mir vorbei zu den Imbiss-Ständen. Oder zur beruhigenden Zigarette. Zu diesem Zeitpunkt steht es 0:5 und die Kurve skandiert neben Pfiffen erstmals „wir wollen euch kämpfen sehen“. 

Auf der Gegenseite stehen rund 70 Bremerhavener Fans, die die 600km lange Reise an einem Mittwochabend tatsächlich auf sich genommen haben – und belohnt werden. Schiemenz macht seinen ersten Punkt, Rausch seine ersten beiden Tore für die Pinguins. Das Team von Alex Sulzer lässt an einem durchaus feurigen Auswärts-Standort von Sekunde ein...undzwanzig nichts anbrennen und gewinnt auch in der Höhe verdient mit 6:2. 

Stimmen der Pressekonferenz:

Larry Mitchell: 
Wir haben uns heute vorgenommen, im ersten Drittel wenig zuzulassen. Bei Drei-gegen-drei im Rush bekommen wir einen Weitschuss oben ins Eck. (...) Ich bin gespannt, was ich morgen zu lesen habe. Heute haben wir das getan, was wir seit einigen Spielen machen wollen - dass wir nicht die Chancen abgeben wie beim Jeglic-Tor. Wir wollen die Gegner zu Weitschüssen zwingen, das haben wir großteils getan. Wir waren heute trotzdem chancenlos - gegen einen guten Gegner passiert das. 

Alexander Sulzer: 
Ich denke, dass wir ein sehr gutes solides Spiel gemacht haben. Es war 60 Minuten sehr strukturiert, wir haben von Anfang bis Ende unseren Gameplan durchgezogen und verdient gewonnen. 
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Simon Rentel