2024 – und dann sowas?

Wir schreiben das Jahr 2024 und dann liest man solche Schlagzeilen: „Kurz vor Transferschluss: Eishockey-Klub setzt werdenden Vater vor die Tür!“. Was war passiert? Stefan Stéen hatte sich mit dem schottischen Club Dundee Stars geeinigt. Doch seine Frau ist schwanger – eine Tatsache, die dem Coach vom Spielervermittler auch mitgeteilt wurde. Jetzt, kurz bevor es losgehen sollte, tritt Dundee plötzlich vom Vertrag zurück, weil man offenbar keinen Torwart will, dessen Frau schwanger ist.

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(Foto: Instagram/stefansteen)

Was soll denn das?

Juristisch kann ich diese Situation leider nicht beurteilen, aber menschlich gesehen ist das doch unterste Schublade. Man stelle sich das einmal vor: Man bereitet sich auf ein neues Leben in einem anderen Land vor, kommuniziert offen und ehrlich alles – und dann so eine Aussage. So etwas habe ich noch nie erlebt! Das ist nicht nur ein brutaler Einschnitt in das Privatleben des Spielers, sondern auch eine klare Form der Diskriminierung. Wenn solche Entscheidungen ohne Konsequenzen durchgehen, können wir uns auf einiges einstellen.

Willkommen im Theater der Absurdität!

Stellen wir uns vor, es gäbe zwei Welten: In der einen verliert ein Eishockeytorhüter seinen Job, weil seine Frau schwanger ist. In der anderen werden Zugführer gefeuert, weil ihre Lokomotive eine Panne hat. Klingt absurd? Willkommen in der absurden Realität!

In unserer Welt denkt man sich wohl: „Wie kann dieser Torhüter es nur wagen, sich um seine Familie zu kümmern! Hat er nicht einen Puck zu fangen, während seine Frau entspannt mit einem Kissen auf dem Sofa sitzt? Unverständlich, dass er überhaupt an die Geburt seines Kindes denkt!“

In der Welt der Lokführer wäre es ähnlich: Klaus, der Lokführer, verliert seinen Job, weil sein Zug stehen geblieben ist. „Tut uns leid, Klaus, aber wir können keine Lokführer gebrauchen, deren Züge Verspätung haben. Das wirft ein schlechtes Licht auf das ganze System!“ Denn wer würde sich schon um äußere Umstände kümmern, wie schlechtes Wetter oder technische Probleme? Schließlich erwarten wir, dass Züge immer perfekt und pünktlich fahren – egal, was passiert.

Zurück zum Torhüter

Was für ein Glück, dass wir im 21. Jahrhundert leben, wo Männer und Frauen gleichermaßen Verantwortung für die Familie übernehmen – oder etwa doch nicht? Schließlich erwarten wir, dass der Torhüter jederzeit bereitsteht, seinen Helm aufsetzt und die Mannschaft zum Sieg führt – Familienplanung hin oder her. Im Grunde müsste er sich schämen: „Wie kann es dir nur einfallen, deinem Kind bei der Geburt zuzusehen? Wenn der gegnerische Stürmer aufs Tor schießt, wirst du da sein?“

Aber keine Sorge, wir sind auf einem guten Weg! Bald werden Unternehmen handliche Flyer herausgeben: „Familienplanung leicht gemacht – Warten Sie bitte bis zum Karriereende. Oder besser: Gar nicht!“
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Moritz Mühlbauer